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„Zu langsam und zu teuer“

■ Eine Woche vor Eröffnung: Grüne bemängeln Kosten des S-Bahn-Südrings

Genau in sieben Tagen wird der S-Bahn-Südring eröffnet. Zwar wird die Wiederherstellung der Bahnverbindung zwischen Westend (Charlottenburg) und Baumschulenweg (Treptow) von Bündnis 90/Die Grünen begrüßt, doch sei das „Gesamtergebnis deprimierend“, sagte gestern der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Michael Cramer. Vor der Presse kritisierte er, daß die Kosten zu hoch und der Zeitpunkt der Inbetriebnahme unnötig spät sei.

Die Wiederherstellung der S-Bahn-Verbindung sei pro Kilometer 12 Millionen Mark teurer gewesen als der Neubau der Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover–Würzburg. Außerdem hätten sich die Kosten von ursprünglich 398 Millionen Mark auf 775 Millionen Mark knapp verdoppelt. Cramer machte dafür insbesondere Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) verantwortlich, der mehrere Bahnhöfe „luxussaniert“ habe. Als ein Beispiel führte der Grüne den Bahnhof Westend an. Um eine einzige Buslinie gut erreichbar zu machen, seien zwei Bahnhofsgebäude mit Zugangsbauwerken erstellt worden. Cramer kritisierte auch die Gewichtung der Ausgaben. Während im Westend für eine gute Verbindung zu einer Buslinie erheblicher finanzieller Aufwand betrieben worden sei, habe man wiederum am Bahnhof Halensee auf eine gute Umsteigemöglichkeit auf sechs Buslinien verzichtet.

Der Abgeordnete betonte, daß unter dem Vorgängersenat, an dem die AL beteiligt gewesen war, der S-Bahn-Südring bereits Ende vergangenen Jahres in Betrieb gehen sollte. Doch die Große Koalition habe die Prioritäten verschoben und Geld sowie Planungskapazitäten auf Neubauprojekte statt Lückenschlüsse konzentriert.

Als positiv wertete der Abgeordnete, daß alle Bahnhöfe behindertengerecht zugänglich sind. Ein anderer Erfolg sei, daß auf Druck seiner Fraktion die ursprünglichen Kosten für die Verbindung zwischen Priesterweg und Lichterfelde-Ost von 200 Millionen Mark halbiert werden konnten. Dirk Wildt

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