Kommentar: Zu gut geholfen
■ Pro-Familia-Erfolg weckt Ärzte-Neid
Beim Entzug der Kassenzulassung für Pro Familia geht es sicher nicht um die Sicherung medizinischer Qualität. Denn daß Pro Familia bei ungewollten Schwangerschaften anständig hilft, beweisen schon der große Zulauf und der gute Ruf der Beratungsstelle unter Frauen. Ein Grund dafür ist sicherlich, daß Pro Familia nicht nur qualifizierte Medizin bietet, sondern auch eine kompetente Beratung zu den sozialen und psychischen Fragen um den Eingriff herum. Schließlich ist ein Schwangerschaftsabbruch etwas völlig anderes als die Behandlung einer Nebenhöhlenvereiterung.
Der eigentliche Grund für den neuen Angriff auf Pro Familia liegt in der zunehmenden Konkurrenz der Ärzte und Krankenhäuser um den mit Seehofers Gesundheitsreform kleiner gewordenen Kuchen der Kassenleistungen. Zwar zahlen die Kassen in den meisten Fällen für den eigentlichen Abbruch nicht mehr, alle Vor- und Nachuntersuchungen aber können weiterhin auf Krankenschein abgerechnet werden. Und wer zur Voruntersuchung aus finanziellen Gründen nicht zu Pro Familia gehen kann, der wird – so die leicht zu durchschauende Rechnung der Kassenärztlichen Vereinigung – auch die Abtreibung nicht mehr dort durchführen lassen.
Pro Familia soll getroffen werden, nicht weil ihre Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen zu schlecht, sondern umgekehrt, weil sie zu gut ist. Dirk Asendorpf
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