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Archiv-Artikel

Zu einfach, um wirklich zu werden

Es gibt keine guten Argumente gegen die Bettensteuer

VON STEFAN ALBERTI

Es gibt Steuern und Abgaben, die weh tun, die richtig schmerzen. Es gibt aber auch Bereiche, für die das nicht zutrifft. Genau dahin gehört eine Bettensteuer für oder besser von Touristen. Wer für einen zweitägigen Berlin-Trip samt Anreise, Shopping, Konzert, Essen ein-, zwei- oder mehrere hundert Euro ausgibt, den kann es nicht schmerzen, im Hotel pro Nacht 2,50 Euro mehr hinzulegen, also schlappe 5 Euro.

Insofern entbehren alle Politiker-Aussagen, die durch eine Bettensteuer Berlin als Top-Reiseziel gefährdet sehen, einer Grundlage. Berlin ist derart viel billiger als andere europäische Metropolen, dass selbst zweistellige Abgaben – von denen gar nicht die Rede ist – diesen Vorteil nicht zunichtemachen würden.

Näher am Alltag

Zu einfach ist auch das Argument mit dem angeblich zu hohen Verwaltungsaufwand. Fast 50 Millionen Euro jährlich lohnen schon ein paar Überlegungen, wie sich dieser Aufwand – wenn er denn tatsächlich so hoch ist – minimieren lässt. Es nicht zu tun, erinnert bloß an eins: an das Klischee vom Beamten und sein „Haben wir noch nie so gemacht“.

Bleibt die Frage, warum SPD und Linkspartei auf Bezirksebene eine Bettensteuer unterstützen, sich auf Landesebene aber dagegen aussprechen. Da kommt der Verdacht auf, dass die Kollegen von der Bezirksebene schlicht näher am Alltag der unterfinanzierten Kultureinrichtungen dran sind. Dass sie angesichts ihrer leeren Kassen mehr unter Druck stehen, nach neuen Einnahmequellen zu suchen. Statt zu blockieren, sollte sich die Landesebene daran lieber ein Beispiel nehmen.