: Zoff mit Paddel
Im Deutschen Kanu-Verband ist ein Streit entbrannt, ob Birgit Fischer (43) nicht besser aufhören sollte
ZAGREB dpa ■ Nach dem Rekord-Abschneiden bei Weltmeisterschaften flossen ausgerechnet bei der in Zagreb erfolgreichsten Kanutin jede Menge traurige Tränen – und ihre Teamkollegin Birgit Fischer war verstimmt. „Ich bin sehr enttäuscht und traurig. Man sollte die Achtung vor anderen Sportlern nicht verlieren“, sagte Fischer über ein Rücktritts-Anraten von Katrin Wagner-Augustin. Die dreifache Weltmeisterin von Zagreb hatte der 43 Jahre alten Rekord-Olympionikin Birgit Fischer den Rücktritt nahe gelegt und das Verhältnis der beiden nachhaltig gestört. Unabhängig von den umstrittenen Äußerungen Katrin Wagner-Augustins hat Birgit Fischer aber die Olympischen Spiele 2008 im Blick.
Erst allmählich wurde sich die 27 Jahre alte Katrin Wagner-Augustin der Tragweite ihrer möglicherweise unbedachten Aussagen bewusst – und brach deshalb mehrfach in Tränen aus. Dabei hätte sie eigentlich allen Grund zur Freude gehabt. Schließlich triumphierte sie in der kroatischen Hauptstadt, wo sie drei Siege ohne die frühere Weggefährtin Birgit Fischer erreichte.
Katrin Wagner-Augustin hatte in dem vor der WM geführten und am Sonntag veröffentlichten Interview Birgit Fischer nicht nur zum Rücktritt geraten, sondern auch die Stimmung im Team kritisiert und der achtmaligen Olympiasiegerin vorgeworfen, jungen Sportlern geschadet zu haben. „Hör endlich auf, um keinen Gesichtsverlust zu erleiden“, appellierte Wagner-Augustin an ihre wohl ehemalige Zimmergenossin Fischer, mit der sie gemeinsam ihre drei Olympia-Goldmedaillen erpaddelt hatte.
„Es tut mir wirklich Leid, es ist ein bisschen schlecht gelaufen“, sagte Wagner-Augustin. Fischer nahm die Entschuldigung der Potsdamerin nicht an. „Das war ein Rundumschlag“, kritisierte Fischer und fühlte sich „wie weggeworfen“. Die Potsdamerin versuchte sich danach in Schadensbegrenzung. „Ich schätze und respektiere sie sehr“, sagte Wagner-Augustin über die 27fache Weltmeisterin.
Die Wogen zu glätten versuchte Verbands-Präsident Olaf Heukrodt. „Die Sache ist geklärt. Beide sind Profi genug, beide werden ihre Konsequenzen daraus ziehen“, drückte sich der Olympiasieger diplomatisch aus. Sportdirektor Jens Kahl ärgerte sich, dass das sensationelle Abschneiden mit zehn WM-Titeln, fünf zweiten Plätzen und drei dritten Rängen einen bitteren Beigeschmack bekommen hatte. „Wir wollten hier feiern – da hätte man auch bis Dienstag warten können“, monierte Kahl und beschrieb das Verhältnis der beiden als „ziemlich zerrüttet“. Athletensprecher Lutz Altepost suchte noch vor der Abschlussfeier das Gespräch mit Birgit Fischer, doch kitten konnte er das Verhältnis zwischen den beiden nicht.
Zwar hatte der Zwist für Wirbel gesorgt, doch überschattet wurde der Jubel bei den meisten Athleten über die Rekord-WM nicht. Bis in die Morgenstunden wurde gefeiert, schon wenige Stunden nach ihrer dritten Medaille im Canadier-Zweier machten sich Christian Gille und Tomasz Wylenzek mit Bierbechern in der Hand auf die Suche nach Feuer für ihre hoch verdienten Sieges-Zigarren. Altepost konnte sich dagegen über eine gewonnene Wette nicht richtig freuen. Weil er schnell genug über 500 Meter war, hatte er zwar gegen Ronald Rauhe und Tim Wieskötter eine Flasche Havanna-Rum gewonnen. „Doch den gibt es hier nicht“, klagte Altepost.