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Zippel steigt auf

■ Skandal-Staatsanwältin wird befördert

Verfahrenseinstellungen zugunsten beschuldigter Polizisten pflastern ihren Weg: Die umstrittene Oberstaatsanwältin Marion Zippel wurde vor einem halben Jahr zur Hauptabteilungsleiterin auf Probe befördert. Heute soll nach Informationen der taz die Deputiertenversammlung der Justizbehörde ihre Beförderung bestätigen und damit den „Probestatus“ aufheben.

Damit hat Zippel, die heftige öffentliche Kritik wegen schlampiger Ermittlungsarbeit einstecken mußte, den Hamburger Polizeiskandal unbeschadet überstanden. Zahlreiche Verfahren gegen Polizisten, die Zippel nach Aktenlage und ohne Anhörung der Belastungszeugen eingestellt hatte, wurden nach dem Rücktritt von Innensenator Werner Hackmann im Herbst 1994 wieder aufgerollt. Die vorgesehene Beförderung der Staatsanwältin wurde zunächst eingefroren. Doch wegen ihrer „Loyalität“ und ihrer „Führungsfähigkeit“ ließ man sie ein knappes Jahr später auf der Karriereleiter nach oben klettern.

Auch im Fall Dialle D., der von zwei Polizisten wegen einer antirassistischen Mütze mißhandelt wurde, hatte Zippel ermittelt. Die Medien hätten diesen Fall „überbewertet“, befand die Oberstaatsanwältin, als sie im Parlamentarischen Untersuchungsausschuß (PUA) Polizei vernommen wurde. Es sei „völlig offen“, ob Dialles Mütze mit der Aufschrift „Gib Nazis keine Chance“ als antirassistisch zu erkennen war.

Die Justizbehörde wollte gestern weder bestätigen noch dementieren, ob Zippels Beförderung heute in der Deputiertenversammlung behandelt wird; die Tagesordnung sei vertraulich, so Behördensprecherin Sabine Westphalen.

Silke Mertins

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