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„Zieh nicht hierher“

■ Schwachhauser sauer: kein Kita-Neubau

Das Ausbauprogramm für die Kindertagesstätten hat den Senat passiert, aber glücklich sind längst nicht alle. Der Neubau in der Arensburgstraße im Geteviertel ist vom Tisch. Dabei hatte Sozialsenatorin Irmgard Gaertner persönlich dem Beirat versprochen, daß der Stadtteil endlich zu seiner zweiten Kita kommen solle. Der Bedarf war von allen Seiten anerkannt, und der Beirat hatte sogar aus seinem schmalen Geldbeutel 150.000 Mark für die Kita abgezwackt – umsonst. Entsprechend sauer reagierte nun der Beiratssprecher Bernd Huse auf den Senatsbeschluß: „Wer drauf angewiesen ist, der ist bestraft, in diesem Stadtteil zu wohnen. Ich kann nur sagen: Zieh nicht hierher.“

Über Jahre hatte der Kampf um die zweite Kita in Schwachhausen gedauert. Immer wieder hatte sich der Beirat am Image des Stadtteils für Reiche gerieben, dabei, so Huse: „Sozial Schwache gibt's hier reichlich.“ Noch im letzten Jahr hatte es dann so ausgesehen, als würde der Kampf mit einem Erfolg enden. Der Neubau rutschte in das Kita-Programm. Doch das scheiterte am Widerstand des Finanzsenators. Nach zähen Verhandlungen einigten sich das Sozial- und das Finanzressort schließlich auf die Streichung.

Das Sozialressort hatte den Vorschlag erst am Morgen der Senatssitzung herausgegeben. Die Kinder aus dem Geteviertel in die Kita an der Bismarckstraße gehgen, sagte gestern Wolfgang Beyer, Sprecher des Gaertner-Ressorts zur Begründung: „Die Kapazität ist da.“ Schon jetzt müsse die Kita keine Kinder ablehnen. Und der Stadtteil sei sehr viel mehr als andere in der Lage, den Bedarf an Kitaplätzen durch Selbsthilfe aufzufangen. Das findet auch der Finanzsenator. Die Streichung habe immer noch eine „sozialdemokratische Handschrift“, ließ Fluß mitteilen. Die Alternative sei gewesen, in einem Stadtteil wie Gröpelingen zu streichen. J.G.

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