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Zerstritten zur Einheit

■ Verhandlungen zwischen EG und Efta werden unter anderem durch Streit über Alpentransit lahmgelegt

Luxemburg (afp/ap/taz) — Der große Europäische Wirtschaftsraum (EWR) vom Nordkap bis zum Mittelmeer, auf den sich die Staaten der Europäischen Gemeinschaft (EG) und der Europäischen Freihandelszone (Efta) am kommenden Montag eigentlich einigen wollen, ist von seiner Vollendung noch weit entfernt. Bei dem letzten Außenministertreffen vor der feierlichen Unterzeichnung herrschte gestern in Luxemburg sowohl innerhalb der EG als auch innerhalb der Efta wie auch zwischen den beiden Organisationen heftiger Streit. Möglicherweise wurde das allseitige Unverständnis ja durch den Streik der EG-Dolmetscher noch verschärft.

Besonders der Streit um den Lkw- Transit über die Alpen blockierte die Verhandlungen; ebenso die Frage, wer künftig die reichen Fischgründe vor Island ausbeuten darf. Schwerwiegende Probleme bleiben auch in der Frage, in welcher Form die sieben relativ reichen Efta-Länder (Norwegen, Schweden, Finnland, Österreich, die Schweiz, Island und Liechtenstein) für die ärmeren südlichen EG-Staaten zahlen sollen. Über Erfolg oder Scheitern der Beratungen sollte eine Nachtsitzung entscheiden. Am Montag abend hatten bereits die EG-Verkehrsminister vor der Aufgabe kapituliert, einen Kompromiß für den Transitstreit mit Österreich und der Schweiz zu finden. Auch Angebote dieser Länder für eine begrenzte Zunahme des umweltbelastenden Lkw-Verkehrs lehnten sie als unzureichend ab. Immerhin konnten sich die Minister gestern darauf verständigen, daß Gepäck von Flug- und Schiffsreisenden ab 1993 bei Reisen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft nicht mehr vom Zoll kontrolliert werden soll.

Der EWR soll auf dem Gebiet der zwölf EG- und der sieben Efta-Staaten binnenmarktähnliche Verhältnisse schaffen. Ziel ist es, in diesem von 350 Millionen Menschen bewohnten Raum die größtmögliche Freizügigkeit von Waren, Dienstleistungen, Personen und Kapital herzustellen. Der Plan zur Schaffung eines Europäischen Wirtschaftsraumes geht auf die erste gemeinsame Ministerkonferenz der EG- und der Efta-Staaten von 1984 in Luxemburg zurück. dri

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