: Zentralinstitut in Reisesachen
■ Die „Deutsche Akademie für Tourismus“ in Gründung soll die nötige Reflexion über touristisches Handeln fördern
Am vergangenen Montag beschloß eine touristische Expertengruppe in Köln die Gründung eines zentralen Instituts, der Deutschen Akademie für Tourismus. Sie soll die Reflexion über touristisches Handeln fördern und damit das Vakuum füllen, das der ehemalige Starnberger Studienkreis für Tourismus hinterlassen hat. Im Unterschied zur Nachkriegsära arbeitet die deutsche Tourismusforschung heute fast nur noch „anwendungsorientiert“ zum Wohl eines stromlinienförmigen touristischen Produkts. Statt dessen soll die Akademie übergeordnete Aufgaben übernehmen, vor allem Forschungsergebnisse archivieren und die Kommunikation und Kompetenz unter Experten fördern. Ein Arbeitsschwerpunkt wird auf der nachhaltigen Tourismusentwicklung liegen.
Bislang nur ein vages Programm. Und unverbindlich hinsichtlich der unterschiedlichen Interessen von Wirtschaft und Politik. Welchem Interesse es jenseits der direkten Vermarktung dienen soll, ist nicht klar formuliert.
Doch die Initiatoren der Akademie (Gruppe Neues Reisen, Thomas-Morus-Akademie, Deutsche Gesellschaft für Freizeit, Universität Trier, nordrhein-westfälischer Landesfremdenverkehrsverband) rechnen sich gute Chancen für eine zentrale Einrichtung aus.
Derzeit diskutieren die Tourismuspolitiker die Möglichkeit einer einflußreicheren Tourismuspolitik. Sowohl eine Expertenanhörung der CDU/CSU als auch das Gutachten des Nova-Instituts im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen orteten kürzlich einen Bedarf nach einer zentralen Einrichtung für touristische Fragen.
Zur Internationalen Tourismusbörse im März in Berlin soll das fertige Akademiekonzept auf den Tisch kommen und der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dann soll auch über die Rechtsform und die Finanzierungsfrage entschieden werden. Favorisiert wird die öffentliche Förderung auf der Bund/ Länder-Ebene, um ein unabhängiges Arbeiten zu gewährleisten. Doch auch eine Finanzierung durch die Tourismusindustrie wird erwogen. Zum Beispiel in Form einer „Stiftung“. Dann sind Sponsoren gefragt. Sie könnten sich den Luxus eines neuen Instituts angesichts eines ungebremsten touristischen Wachstums sogar leisten – vielleicht sogar günstigere Bedingungen schaffen als seinerzeit der Studienkreis für Tourismus. Christel Burghoff
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