Zeitgenössische Kunst und Kino aus Mexiko: Nix Folklore
■ Mexikanischer Kulturmonat Juni
Mexikanische Kunst? Da wären die Frauenkörper Frida Kahlos oder die Wandgemälde eines Diego Riviera. Aktuelle mexikanische Kunst? Wissenslücke! Und dabei ist Mexiko-Stadt eine der größten Metropolen der Welt und ein Zentrum zeitgenössischer Kultur.
Ein wenig von dem, was in diesem verrußten Kessel brodelt, ist im Juni in Bremen zu sehen. Die Wissenschaftliche Einrichtung Iberoamerika der Universität Bremen und die Hochschule für Künste (HfK) haben sich zusammengerauft und präsentieren im mexikanischen Kulturmonat eine Ausstellung mit Werken mexikanischer Künstler, Vorträge, einen Workshop, Diskussionen und mexikanisches Kino. Drei Künstler und ein Kritiker aus der Bundeshauptstadt sind dazu nach Bremen gekommen.
„Wir wollen hier das moderne Mexiko präsentieren und nicht den romantisch verklärten Blick reproduzieren“, sagt Organisator Frank Eggelmann. Seine Zeugen für die aktuellen Trends sind Mitglieder der Gruppe „Tallería“.
1995 haben sich sieben MalerInnen und der Kritiker Gerardo Traeger zusammengetan, um der Unbill des Künstlerlebens gemeinsam zu trotzen. Die Gruppe gehört zur Szene in der Colonia Roma, einem alten Viertel der mexikanischen Hauptstadt, das sich zu einem Künstlerquartier entwickelt hat. Nach einer Ausstellung in Chicago zu Beginn des Jahres sucht die Gruppe nun den Austausch mit Europa.
Ihre Bildsprache reicht von Emilio Saids abstrakten Collagen bis zu den ornamentalen Naturmotiven von Marisa Boullosa. Ihre Bilder sind in der Villa Ichon zu sehen. Drei „Tallería“-Leute arbeiten mit StudentInnen der HfK in einem Workshop zusammen. Auf traditionellem Papier aus den Fasern des Amate-Baums, auf dem schon die Aztekenkaiser schrieben, wollen die KünstlerInnen moderne Drucke aufbringen.
jof
Die Ausstellung ist bis 26. Juni in der Villa Ichon am Goetheplatz zu sehen. Heute um 19.30 Uhr berichtet die Gruppe „Tallería“ über neue mexikanische Kunst. Am 17. und am 24. Juni, jeweils 19.30 Uhr, sind in der Villa Ichon offene Diskussionsforen über die Lage von KünstlerInnen Mexiko und Deutschland geplant. Am 11. Juni gibt es um 19.30 Uhr in der HfK am Wandrahm 23 ein Werkstattgespräch über den Amate-Druck Workshop. Außerdem gibt es viermal Kino, jeweils um 20.30 Uhr im Modernes am Neustadtswall 28: Am 4. Juni „Esperanza“, am 9. Juni „El Imperio de la Fortuna“, am 16. Juni „El Secreto de Romelia“und am 23. Juni „Dama de la Noche“.
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