piwik no script img

Zeit- und Energieverschwendung

■ Die neue Abrechnung der Autorinnen Benard/Schlaffer mit dem lernunfähigen System Mann

Endlich ist schwarz auf weiß zu lesen, was wir Frauen genährt durch mehr oder weniger frustrierende Erfahrungen schon lange als stille Überzeugung mit uns herumtragen. In diesem Fall hat das berühmt-plakative Team Cheryl Benard und Edit Schlaffer das Erleben einer ganzen Frauengeneration in einem Buch zusammengefaßt: Laßt endlich die Männer in Ruhe: Es hat ja doch keinen Sinn, an ihnen rumzudoktern, ihnen Gefühle entlocken zu wollen, die sie vermutlich gar nicht haben und auch nicht haben wollen. Wir Frauen verschwenden damit nur unsere Kraft, unsere Intelligenz, manchmal unsere Schönheit, auf jeden Fall aber unsere vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten. Beziehungsarbeit hilft weder auf der (emotionalen) Karriereleiter weiter, noch wird sie angemessen entlohnt.

Doch so merkantil sollen wir auch gar nicht denken; dieses nämlich bleibt dem Manne vorbehalten. Er, so illustrieren Benard/Schlaffer in etlichen Interviews, haushaltet derart mit seinen Gefühlszuwendungen, um gerade mal die Nachfrage aufrechtzuerhalten. So nach dem Motto: Ein Schlückchen Wein darfst Du ruhig kosten, damit die Quengelei aufhört und Du weißt, was Dir entgeht, aber die ganze Flasche kriegst Du nicht.

Nun denn, manche Flaschen wollen wir auch gar nicht. Vorausgesetzt, wir können guten von schlechtem Inhalt unterscheiden, wozu frau natürlich schon einige Proben verkostet haben muß. Und da liegt offenbar die Crux. Männer, so Benard/Schlaffer, haben die Angewohnheit, ihre Qualitäten immer mit dem Minderen zu vergleichen: „Sei doch froh, daß Du mich hast. Es gibt nämlich viel schlechtere.“ Womit sie nicht unrecht haben, nur: Warum sollten wir uns mit dem unteren Mittelmaß zufrieden geben?

Die meisten Frauen tun es offenbar, warum sonst gäbe es so viele, die über ihren uneinsichtigen und gefühlskalten Otto stöhnen und jammern? Trinkt frau also, um im Bild zu bleiben, eine ganze Flasche Wein leer, obwohl er nicht schmeckt und garantiert einen dicken Schädel macht?

Allerdings plädieren Schlaffer/Benard nicht für die Abschaffung der Zweierbeziehung in welcher Form auch immer. Auf der Suche nach dem „glücklichen Paar“ und den Faktoren, die dieses Glück ausmachen, wird so manches von den beiden aus der Mottenkiste weiblicher - gelegentlich auch männlicher - Einsichten geholt. Wahres Glück fanden sie dort vor, wo der Alltag nicht durch Prinzipienstreitereien zerrieben wird, wo der Mann die Bedürfnisse der Frau respektiert, die Frau wiederum nicht vor lauter Liebeslust ihre eigenen Ziele aus den Augen verliert, mit anderen Worten an Orten, wo selbstbewußt Kompromisse eingegangen werden. Daß es derartige Prinzen nicht gibt, sehen auch Benard/Schlaffer ein. Deren Tip: „Besser wäre es, (...) wenigstens einen freundlichen Frosch, eine nette Kröte, eine entgegenkommende Unke zu finden.“ Unterschätzt wird von den beiden jedoch die Tatsache, daß es gelegentlich irrsinnig Spaß macht, die Froschköppe an die Wand zu klatschen - auch wenn nicht erwartet werden kann, daß aus ihnen Prinzen werden.

Petra Dubilski

Cheryl Benard/Edit Schlaffer: Laßt endlich die Männer in Ruhe. Rowohlt Verlag, Reinbek.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen