: Zeichen der Solidarität
■ Über zehntausend georgische Frauen auf einem Friedensmarsch nach Suchumi
Am Mittwoch vergangener Woche sind sie aufgebrochen, die etwa 7.000 Frauen aus der georgischen Hauptstadt Tbilisi (Tiflis). Ihr Ziel: die Stadt Suchumi in Abchasien. Dort wollen sie gemeinsam mit anderen Frauen aus Westgeorgien für die Einstellung der Kämpfe demonstrieren. Die Aktion geht auf die Initiative georgischer Künstlerinnen und Intellektueller zurück, zu der unter anderen die Regisseurinnen Lana Gogoberidse (Mitglied des georgischen Parlaments), Nana Dschordsadse und Keti Dolidse, die Schriftstellerin Naira Gelaschwili und die Literaturwissenschaftlerin Manana Gigineischwili (Mitglied des georgischen Parlaments) aufgerufen hatten.
Die Frauen sind streckenweise mit dem Zug, aber auch zu Fuß unterwegs, damit sie weitere Teilnehmerinnen gewinnen können. Am Freitag war der Demonstrationszug entsprechend bereits auf über 10.000 Teilnehmerinnen angewachsen. Erklärtes Ziel des Zuges ist es, in das Kampfgebiet, nach Möglichkeit sogar bis nach Suchumi, der schwer umkämpften Hauptstadt Abchasiens, vorzudringen, um den Vormarsch der abchasischen Separatisten zu stoppen und damit den Bürgerkrieg zu beenden.
Nachdem die Demonstrantinnen schon am Donnerstag Kutaisi, die größte Stadt in Westgeorgien, erreicht hatten, gelangten sie am Freitag über Gali nach Otschamtschuria. Beide Orte liegen bereits auf abchasischem Territorium, werden aber zur Zeit von einer georgischen Militärregierung geführt. Otschamtschuria gehört zu den Kriegsschauplätzen der Region.
Ob die Georgierinnen die abchasische Gebietshauptstadt Suchumi tatsächlich erreichen werden, wie sie geplant haben, ist fraglich. Zumindest jedoch haben sie es mit ihrer Aktion geschafft, in dem von innenpolitischen Zwistigkeiten zerrissenen Georgien ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Denn viele Teilnehmerinnen des Demonstrationszuges stammen aus den westgeorgischen Gebieten, die als Hochburg des gestürzten Ex-Präsidenten Swiad Gamsachurdia gelten und deren Einwohner mehrheitlich erklärte Gegner der Schewardnadse-Regierung sind. Andrea Schäfer
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen