: Zeichen der Schwäche
■ Ein palästinensischer Journalist in Israel kommentiert die Abriegelung
„Mit der Absperrung der besetzten Gebiete soll den israelischen Sicherheitskräften ermöglicht werden, zu noch schärferen Kollektiv–Strafen zu greifen als bisher, weil die Medien und andere ausländische Beobachter nicht länger Zeugen sind. Vielleicht wird auch beabsichtigt, die Spannung soweit zu steigern, bis sie Gewalt und bewaffneten Widerstand anstelle der bisherigen gewaltlosen Kampagnen des zivilen Ungehorsams provoziert. Es gibt jedoch keinerlei Anhaltspunkte dafür, daß die israelische Eskalationspolitik zu einer Änderung der von den Palästinensern gewählten Taktik des gewaltlosen Widerstands führen wird. Die Dinge werden nie wieder so sein wie vor dem Beginn des Aufstandes im Dezember.Die neuen Maßnahmen, die mit der Schließung der besetzten Gebiete getroffen werden, sind nicht gerade ein Zeichen israelischer Selbstsicherheit: Sie enthüllen die Unfähigkeit, den Aufstand zu brechen - ungeachtet aller Formen physischer Gewalt, der subtileren gewalt des Aushungerns und der Methoden des „Teile und Herrsche“, die in den letzten drei, vier Monaten ausprobiert wurden. Selbst wenn die gesamte palästinensische Bevölkerung in ein Gefangenenlager gesteckt wird, werden die Leute ihre Revolte dort fortsetzen. Die Versklavung der palästinensischen Bevölkerung ist auch eine Gefahr für die israelische Gesellschaft. Israel sollte sich im Interesse seiner Zukunft aus den besetzten Gebieten zurückziehen und so bald wie möglich an einer umfassenden internationalen Friedenskonferenz teilnehmen. Shamirs Krieg, mit dem er „vor jedwedem politischen Schritt“ die Revolte brechen will, ist eine verlorene Sache. Salim Jubran aus Nablus ist stellvertretender Herausgeber der einzigen arabischen Zeitung in Israel, Al Ittihad, die jetzt für eine Woche verboten wurde.
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