: Zauberformel Personalentwicklung
■ Bremer Fachtagung wirbt für persönlichere Methoden innerbetrieblicher Beurteilung / Großes Interesse bei Behörden
Früher sollte der Mensch sich dem Arbeitsplatz anpassen. Die Arbeitstruktur wurde personenunabhängig gestaltet. Heute ist man auf der Suche nach „Beurteilungssystemen im Personalwesen“, die den einzelnen Menschen an seinem Arbeitsplatz berücksichtigen. Dieser Frage widmete man sich letzte Woche in Bremen eine Fachtagung der Angestelltenkammer. Im Marriott-Hotel trafen sich 92 Betriebs- und Personalräte, sowie Führungskräfte aus dem privatwirtschaftlichen und öffentlichen Dienst – obgleich die 160 Mark Tagungsgebühr für Interessierte aus dem öffentlichen Dienst eher an der oberen Genehmigungsgrenze liegen.
Das Interesse am Thema ist auch bei den Behörden groß, denn aufgrund der knapper werdenen Kassen „müssen wir mit weniger Personal mehr Aufgaben lösen. Das heißt, daß die Mitarbeiter auch motiviert sein müssen“, sagte Jörg Wieske vom Hamburger Senatsamt für den Verwaltungsdienst. Früher habe man die Arbeitskraft vor allem anhand einer Reihe standardisierter Beurteilungskritierien wie „Urteilskraft, Verantwortungsbewußtsein, Initiative, Führungsverhalten“ gewertet, referierte der Oldenburger Wissenschaftler Thomas Breisig. Diese Bögen wurden nach dem Multipe-Choice-Verfahren ausgefüllt.
Der Versuch der Hamburger Volksfürsorge, modernere Fragebögen zur MitarbeiterInnen-Beurteilung zu entwickeln, erschien den TagungsteilnehmerInnen dennoch etwas antiquiert. („Alle Aufgaben werden umfassend, zuverlässig, mit hoher Genauigkeit, richtig und vollständig erledigt.“) Referent Hans-Joachim Hinz sieht den Beurteilungs-Bogen jedoch nur als Zwischenschritt, der das Gespräch – als modernes Beurteilungs-Instrument – zwischen MitarbeiterInnen und Vorgesetzten wieder ankurbeln soll.
Solch ein MitarbeiterInnengespräch wird in der Hamburger Behörde vom Personalentwickler Jörg Wieske verordnet: mindestens einmal im Jahr sollen sich MitarbeiterInnen und direkte Vorgesetzte zusammensetzten. Einen Bewertungsbogen gibt es dabei nicht. Denn in dem Zweiergespräch soll Raum geschaffen werden für ein offenes Wort. Da wird nach der Befindlichkeit am Arbeitsplatz gefragt, wie man mit KollegInnen auskommt oder über mögliche Fortbildungsmaßnahmen geredet. Wieske selbst mußte zum Beispiel feststellen, daß seine Vertreterin im Amt völlig überlastet war und Aufgaben auf andere MitarbeiterInnen übertragen werden mußten.
Vivianne Agena
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