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Zanoobia-Seeleute im Krankenhaus Giftmüll-Odyssee endete in Genua / Irrfahrt kostete zwei Menschenleben / Mehrere Seeleute an Bord erkrankt / Am Montag sollen chemische Analysen klären, woraus die Ladung besteht

Zanoobia-Seeleute im Krankenhaus

Giftmüll-Odyssee endete in Genua / Irrfahrt kostete zwei

Menschenleben / Mehrere Seeleute an Bord erkrankt / Am

Montag sollen chemische Analysen klären, woraus die Ladung besteht

Genua (ap) - Nach einer 15monatigen Odyssee auf den Weltmeeren ist am Sonntag die Reise von 2.000 Tonnen Giftmüll auf dem syrischen Frachter „Zanoobia“ im Hafen von Genua zu Ende gegangen.

Hafenkapitän Giuseppe Francese erlaubte, daß das Schiff mit 2.000 Tonnen giftiger Abfälle in Genua festmachen kann, weil seine Stadt der einzige italienische Hafen sei, in dem es ordnungsgemäß entsorgt werden könne. Die Anwälte des Schiffseigners Tabalo Shipping erklärten, ein Junge in Venezuela und ein Besatzungsmitglied der „Zanoobia“ seien während der Fahrt ums Leben gekommen, möglicherweise weil sie von den Abfällen vergiftet worden seien.

Viele der 18 Besatzungsmitglieder sind krank, fünf von ihnen waren zwischenzeitlich in italienischen Kliniken. Das Schiff, das in einer abgelegenen Hafengegend festmachte, wird nach Angaben der Behörden ständig überwacht. Nachdem mit dem Löschen der Ladung bereits begonnen wurde, sollen am Montag chemische Analysen klären, woraus sie im einzelnen besteht. Schon begonnen hat die ärztliche Versorgung der Besatzung, die seit drei Monaten keinen Hafen mehr anlaufen durfte. Francese erklärte, der Giftmüll solle in einer örtlichen Verbrennungsanlage vernichtet werden. Die Hafenbehörde gab die voraussichtlichen Kosten mit 2.000 bis 5.000 Lire pro Kilo an. Das Giftschiff erreichte Genua sieben Stunden nach dem Auslaufen des norditalienischen Hafens Carrara. Dort hatte es seit dem 26. April auf der Reede gelegen, um eine Löscherlaubnis für die giftige Fracht zu erhalten, die im Februar 1987 von Carrara aus auf See geschickt worden war. Absender der rund 12.000 Fässer ist nach Angaben des Anwalts der Schiffseigner, Francesco Rizzuto, die Firma Jelly Wax mit Sitz in Mailand, die von anderen italienischen Chemiefirmen 1.000 Lire (rund 1,35 Mark) pro Kilo erhalten hatte, um die Abfälle ordnungsgemäß zu entsorgen. Statt dessen habe Jelly Wax den Müll auf See geschickt.

Erster Bestimmungsort war Djibuti, es folgten Venezuela, Syrien und Griechenland. In Venezuela wurde die Fracht gelöscht. Als dort ein Junge unter nicht endgültig geklärten Umständen starb, nachdem er in der Nähe der Fässer gespielt hatte, ordneten die venezolanischen Behörden die erneute Verschiffung der Fässer an. Sie wurden zunächst auf ein Schiff mit einem syrischen Bestimmungshafen verladen und dann auf die „Zanoobia“ umgeladen. Auf deren Fahrt nach Italien kam ein Besatzungsmitglied ums Leben.

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