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Zaires Soldaten stopfen sich die Taschen voll Luxusgüter

Kinshasa (taz) — Die Türen des Kastenwagens lassen sich nicht mehr schließen: Randvoll ist das Auto mit Beute vollgestopft — Fernseher, Kühlschrank, Kleider. Zwei Soldaten der zairischen Armee fahren mit den geplünderten Luxuswaren einem unbekannten Ziel entgegen. Fröhlich winken sie ihren belgischen Kollegen zu, die tatenlos dem Geschehen zusehen: ihr Auftrag lautet, das Leben von Ausländern zu schützen, nicht aber, sich in die Angelegenheiten Zaires einzumischen.

In der Nacht zum Dienstag hat sich in der zweitgrößten Stadt des Landes Lubumbashi das wiederholt, was Ende September in der Hauptstadt Kinshasa zum Messenexodus von Tausenden von Ausländern geführt und die wirtschaftliche Krise des Landes dramatisch verschärft hat. Soldaten zogen plündernd durch die Straßen und hinterließen ein Feld der Verwüstung: Die Geschäfte in der Innenstadt sind leergefegt, allenfalls einige Regale sind stehengeblieben. Was sich nicht auf Schultern und in Lastwagen verladen ließ, liegt zerstört auf Straßen und Plätzen.

Wut und Enttäuschung sind die Ursachen für die neuen, schweren Ausschreitungen. Staatspräsident Mobutu hatte der Armee versprochen, den Sold um ein Vielfaches zu erhöhen, um sich die Loyalität des Militärs in seinem Konflikt mit der Oppsition des Landes zu sichern. Aber er hat sein Versprechen nur zum Teil eingelöst — und ohnehin war das Geld angesichts der galoppierenden Inflation schon am Tag der Auszahlung kaum noch etwas wert. Die Landeswährung zählt kaum noch was: So blieben Banken von den Plünderungen verschont — Elektrogeräte, aber auch Grundnahrungsmittel waren gefragt.

Bleich, übernächtigt und voller Angst flüchteten sich etwa 650 Ausländer, die meisten von ihnen Europäer, auf das Gelände der belgischen Schule. Dort werden sie von 180 belgischen Soldaten beschützt. Hunderte von Flüchtlingen sind inzwischen in andere Länder Afrikas evakuiert worden. Viele aber sind entschlossen, vorläufig weiter hierzubleiben: „All mein Geld ist hier“, sagt ein französischer Autohändler, „wenn ich zurück nach Europa gehe, verliere ich alles, was ich mir in 30 Jahren aufgebaut habe.“

Am Dienstag beteiligten sich auch Teile der Bevölkerung an den Plünderungen und nahmen, was die Soldaten übriggelassen hatten: Eine ältere Frau balancierte eine Schublade auf dem Kopf, kleine Jungen schleppten Getreidesäcke davon. In den ärmeren Vierteln war von Angst wenig zu spüren: Die Menschen sonnten sich, Marktfrauen verkauften Tomaten und Trockenfisch, Kinder spielten auf der Straße. Aber die Sorge um die Zukunft quält viele: „Wir werden Heu essen müssen“, sagt ein Getränkeverkäufer, „was hier geschieht, macht uns endgültig kaputt.“ Bettina Gaus

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