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Zärtliches Hämmern

Der meisterliche Nagler Günther Uecker wird 90

Naglerfoto: dpa

O Uecker, du oberster Nagler unserer vernagelten Zeit, am Freitag sollst du 90 Jahre alt werden. Dir, dem sanften Bollerer, dem Herrn der Hämmer, sei dieser Ehrengruß gewidmet. Millionen spitzer Metallstifte hast du kunstvoll hineingetrieben ins willige Holz. Wahrscheinlich bist du auch älter als 90 und warst bereits im fünften Jahrhundert vor Christus dabei, als die ältesten je verwendeten Nägel in einen Holzbrunnen in Sachsen gezimmert wurden. Und in der Stunde null, als der schmerzensreiche Lattensepp festgenagelt wurde, hattest du dein Erweckungserlebnis. Uecker, altes Haus, immer aber hast du wortreich Nägel mit Köpfen gemacht, sobald du sprachst: „Zu dem, was ich sichtbar machen kann, gehören die Neigung zur Zärtlichkeit, die Möglichkeit, Mitgefühl für andere zu erzeugen.“ Zärtlichkeit durch Nageln? Echt der Hammer! Darauf muss man erst einmal kommen! Und deshalb wünschen wir dir, Günther Uecker, auch viel Erfolg am nächsten Sonntag, wenn beim Gottesdienst im Schweriner Dom dein Werk „Wer wirft den ersten Stein“ im Mittelpunkt steht. Kein Nagel, sondern ein bandagierter Felsstein! Hoffentlich bleiben da alle Scherben heil.

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