Youtube-Politshow zur Bundestagswahl: Politisches Rumhängen
Beim „Katerfrühstück“ wird die Politik ins Internet geholt. Am Mittwoch startet die erste Folge der Polit-Talkshow mit dezentralem Studio.
BERLIN taz | Junge Wähler sind eine begehrte Spezies. Drei Millionen junge Menschen dürfen am 22. September zum ersten Mal wählen. Politische Parteien und ihre Werbeleute suchen nach Strategien, wie sie die junge Wählerschaft erreichen können. Denn trotz aller Bemühungen liegt das politische Interesse von jungen Menschen noch immer weit unter Durchschnitt.
Bei der Bundestagswahl 2009 gingen nur 61 Prozent der unter 25-Jährigen zur Wahl, insgesamt waren es dagegen 71,4 Prozent.
Die Medieninitiative „Du hast die Macht“ will Jugendliche und junge Erwachsene für Politik begeistern. Für die diesjährige Bundestagswahl hat sie sich das „Katerfrühstück“ ausgedacht. Eine politische Talkshow. Klingt zunächst verstaubt. Nach immer wiederkehrenden Parteigesichtern, politischen Ritualen, hundertfach gehörten Phrasen und routinierten, blassen Moderatoren.
taz.de ist Medienpartner von „Du hast die Macht“ und wird das „Katerfrühstück“ bis zur Bundestagswahl begleiten.
„Bei uns wird das anders“, sagt Franziska von Kempis. Sie ist Redakteurin bei „Du hast die Macht" und mit verantwortlich für die Talkshow. Ihr „Katerfrühstück“ in Kooperation mit abgeordnetenwatch.de ist keine klassische Talkshow. Sie findet in einem virutuellen Studio statt.
Die Teilnehmer, Politiker aus unterschiedlichen Parteien, sitzen zu Hause oder in ihren Büros vor ihren Rechnern und schalten sich via Webcam in die Show ein. In einem Google-Hangout kommen sie zusammen. Moderatoren, etwa bekannte Youtube-User wie MrTrashpack, versuchen die Politiker mittels eines Regelsystems von Floskeln und Monologen abzuhalten. Wer will, kann sich direkt in die Show einschalten, mit Fragen an die Gäste, persönlichen Meinungen und Kommentaren.
„Wir wollen die politischen Themen digital unter die Leute bringen und holen unsere User dort ab, wo sie sind: im Netz“, sagt Redakteurin von Kempis. Man könne natürlich auch in Wahlprogramme schauen oder Zeitung lesen. „Wer aber nicht schon länger mitliest, für den ist die politische Meinungsbildung auf dem herkömmlichen Weg schwer“, sagt sie.
Empfohlener externer Inhalt
Jede der vier geplanten Shows wird ein Thema behandeln. Teils wurden diese von jungen Nutzern per Voting bestimmt. Am Mittwoch ab 18 Uhr wird zum Auftakt der Frage nach der Legalisierung von Cannabis nachgegangen.
Zu Gast sind Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der Unionsfraktions im Bundestag, Lasse Becker, Chef der Jungen Liberalen und Frank Tempel, drogenpolitischer Sprecher der Linksfraktion. In den drei weiteren Shows jeweils Mittwochs werden die Themen „Direkte Demokrate“, „Sprache in der Politik – im Wahlkampf“ und „Wählen für alle“ behandelt.
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