■ Nach Ausschluß vom Erweiterungsgipfel: Yilmaz stellt Europäischer Union Bedingungen
Ankara/Washington/Straßburg (dpa/AP/rtr) – Bevor sich der türkische Ministerpräsident Mesut Yilmaz gestern auf den Weg in die USA machte, hat er der Europäischen Union gedroht, den Antrag der Türkei zum EU-Beitritt zurückzunehmen. Wie die halbamtliche Agentur Anadolu meldet, fordert Yilmaz von der EU ultimativ, bis Juni 1998 ein neues Gipfeltreffen einzuberufen und ihre Haltung zur Türkei zu verändern, ansonsten werde sein Land den 1987 gestellten Antrag auf die Mitgliedschaft zurückziehen.
Mittlerweile hat der türkische Generalstab auf den Ausschluß Ankaras vom EU-Erweiterungsgipfel vor allem deutsche Unternehmen von Ausschreibungen ausgesperrt und bereits laufende Projekte eingefroren, wie das liberale türkische Blatt Radikal gestern berichtete.
Inzwischen hat sich der italienische Außenminister Lamberto Dini auf die Seite Ankaras gestellt. Er warf der EU-Präsidentschaft vor, der Türkei beim EU- Erweiterungsgipfel mit Rücksicht auf Griechenland und Deutschland Bedingungen gestellt zu haben, die das Land „beleidigt“ hätten. Die EU hat der Türkei indessen erneut zugesichert, daß sie einen Platz in Europa hat. Vor seinem für morgen geplanten Treffen mit Yilmaz sprach sich US-Präsident Bill Clinton für eine möglichst enge Anbindung der Türkei an den Westen aus. Das sei angesichts der geopolitischen Lage des Landes von sehr großer Bedeutung.
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