: Wutzkes Hochschulkonturen
■ Pädagogische Hochschulen Güstrow und Neubrandenburg „auslaufende Modelle“/ Studentenprotest in Schwerin/ Schicksal der Fachschule für Angewandte Kunst Heiligendamm weiter ungewiß
Schwerin. Als erstes der neuen Bundesländer verfügt Mecklenburg- Vorpommern über klare Konturen seiner künftigen Hochschullandschaft. Ein entsprechender Kabinettsbeschluß, der die Zukunft der zwei Universitäten in Rostock und Greifswald und der vier Hochschulen in Wismar, Warnemünde/Wustrow, Güstrow und Neubrandenburg festlegt, wurde am Montag in Schwerin von Kultusminister Oswald Wutzke den Pressevertretern vorgestellt.
Die Pläne sehen vor, die bislang an fünf Orten praktizierte Pädagogenausbildung künftig den Universitätsstandorten anzugliedern. An den Pädagogischen Hochschulen Güstrow und Neubrandenburg werden somit in Zukunft keine Immatrikulationen mehr durchgeführt. Die Einrichtungen werden schrittweise nach Rostock beziehungsweise Greifswald verlagert. Das Institut für Lehrerbildung in Rostock wird geschlossen. Die Hochschule für Seefahrt in Warnemünde/Wustrow gilt künftig ebenfalls als Bestandteil der Universität Rostock, wo auch aus den Außenstellen der Schweriner Musik- und der Rostocker Schauspielschule ein Institut für Musik und Theater geschaffen wird, eventuell als Vorläufer einer später zu gründenden Kunst- oder Musikhochschule.
An beiden Universitätsstandorten, die zügig ausgebaut werden sollen, wird es entsprechend dem enormen Nachholebedarf juristische Fakultäten geben. In Neubrandenburg werden für künftige Bauingenieure und Sozialarbeiter in Stralsund für die Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Betriebswirtschaft Fachhochschulen eingerichtet.
Noch keine endgültige Klarheit haben Studenten und Dozenten der Technischen Hochschule Wismar über die Zukunft ihrer Bildungseinrichtung. Hierbei seien noch mehrere Varianten zu überdenken, die auch ein Planungsstab prüfen müsse, erläuterte Wutzke. Fest stehe derzeit nur, so der Kultusminister, daß der Studienbetrieb in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern weitergeführt werden soll.
Angekündigt wurde von ihm ein zügiger weiterer Stellenabbau an den Universitäten und Hochschulen um 2.300 Beschäftigte bis zum Jahresende. Zugleich soll sich in den nächsten Jahren die Zahl der Studenten in Mecklenburg-Vorpommern von derzeit etwa 13.000 auf bis zu 30.000 erhöhen.
Noch keine befriedigende Antwort erhielten die seit einer Woche vor den Stufen der Schweriner Staatskanzlei friedlich für die Zukunft ihrer Bildungsstätte demonstrierenden Studenten der Fachschule für angewandte Kunst Heiligendamm. Ihnen wurde am Montag unter freiem Himmel von Kultusminister Wutzke das faktische Ende ihrer Bildungsstätte angekündigt. Die Studenten können ihr Studium an den neuen Fachhochschulen auf höherer Stufe beenden. Der Standort Heiligendamm für eine alternative künstlerische Fachschule des zweiten Bildungsweges werde nur bei Kostenübernahme des Kreises als Träger und einer genügend hohen Bewerberzahl bestehen bleiben, erläuterte der Minister unter dem Protest der Studenten. adn
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