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Wunsch Nr. eins erfüllt

■ Erste Mannschafts-Medaille bei der Tischtennis-EM für DTTB-Männer seit zehn Jahren / Frauen knapp dran vorbei

Göteborg (dpa/taz) - Zehn Jahre nach dem Silber von Bern zählen die Herren des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB) wieder zu den besten Teams in Europa. Durch ein 5:2 über Vize-Europameister England und ein 5:2 gegen die Niederlande wurde am Montag abend schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen Polen vorzeitig das Halbfinale bei den 17. Europameisterschaften in Göteborg erreicht. Damit ist zumindest Bronze sicher. „Das war unser erster Wunsch“, jubelte Doppel-Weltmeister Jörg Roßkopf.

Gegen die zuvor ebenfalls unbesiegten Briten demonstrierten Roßkopf (2), sein Düsseldorfer Partner Steffen Fetzner (1) und der fünffache Deutsche Meister Georg-Zsolt Böhm (2) eindrucksvolles Teamwork. Die rund hundert deutschen Schlachtenbummler mußten nur zittern, als Roßkopf sein erstes Einzel 10:21, 14:21 gegen Alan Cooke verlor und Fetzner gegen diesen eine 21:16-Führung nicht ausbauen konnte.

Der Düsseldorfer gab die nächsten Sätze 11:21, 19:21 ab. Den Schlußpunkt aber setzte Roßkopf gegen Carl Prean (19:21, 21:16, 21:15), womit das DTTB-Trio im vierten Gruppenspiel den vierten Sieg landete und als Gruppensieger die Vorschlußrunde am Dienstag abend erreichte (nach Redaktionsschluß).

Derart glatt hatte damit zuvor niemand gerechnet. Zwar waren die Bulgaren zum Auftakt beim 5:0 „eine leichte Beute“ (Altmeister Wilfried Lieck), doch schon gegen die die UdSSR wurde von Coach Cordas „ein ganz anderes Spiel erwartet“. Zu Unrecht, denn beim 5:1 gab nur Roßkopf gegen die Aufschlagspezialisten einen Punkt ab. Dafür war er gegen die Niederlande (Cordas: „Das war ein hartes Stück Arbeit“) gleich dreimal erfolgreich.

Dagegen konnten die DTTB-Damen ihre Medaillenchancen nicht nutzen. Nach einem 3:0 über Italien und dem überraschenden 3:2 gegen den Gruppenfavoriten Rumänien wurde das entscheidende Gruppenspiel gegen Vize-Europameister CSFR 1:3 verloren. „Wir hatten Chancen zum Sieg, der Gegner wackelte schon“, sagte Damen-Bundestrainer Istvan Korpa. Die Deutsche Meisterin Nicole Struse (Steinhagen) siegte zwar 21:16, 22:20 gegen Renata Kasalova, doch ausgerechnet die Weltranglisten-Zehnte Olga Nemes (Saarbrücken), Nummer eins im Team und Nummer eins in der Setzliste für die Einzel -Wettbewerbe in Göteborg, hatte nicht ihren besten Tag erwischt und verlor beide Einzel in drei Sätzen gegen Alena Safarova und Kasalova.

„Gegenüber dem 19. Platz bei der WM ist bei uns eine deutliche Aufwärtsentwicklung festzustellen“, erklärte Korpa, der trotz der knappen Niederlagen gegen Jugoslawien (2:3) und gegen die CSFR nicht unzufrieden mit den Leistungen war. Besonders die 18jährige Nicole Struse, die in jedem Treffen mindestens einmal siegte, schaffte den internationalen Durchbruch. „Sie hat sich etabliert“, meinte Damenwartin Ella Lauer vor dem letzten Gruppenspiel gegen England am Dienstag.

Während das neue „Wir-Gefühl“ im Damen-Team überraschte, zeigte das Trio Roßkopf/Fetzner/Böhm im „Scandinavium“ die erwartete mannschaftliche Homogenität. Gegen die Niederlande blieb der EM-Dritte Roßkopf in seinen drei Einzeln unbesiegt, auch wenn er nicht immer spielerisch glänzte. Georg-Zsolt Böhm, der gegen England durch ein 21:18, 23:21 gegen den früheren Düsseldorfer Publikumsliebling Desmond Douglas die wichtige 1:0-Führung erzielte, unterstrich seinen Ruf als ausgezeichneter Mannschaftsspieler.

„Georg spielt hier fast in Neu-Delhi-Form“, lobte DTTB -Teamcoach Zlatko Cordas den 27jährigen Mannschafts-Senior. Böhm, der sich konzentriert auf die EM vorbereitet hatte, war 1987 bei der WM in Indien bei der denkwürdig en 4:5 -Niederlage gegen Schweden mit drei Einzelsiegen zum „Alptraum“ für die Skandinavier geworden.

Mannschafts-Weltmeister und Titelverteidiger Schweden, klarer Favorit für den EM-Titel im eigenen Land, zeigte nach einem mühsamen 5:4 über Frankreich auch beim 5:2 gegen Jugoslawien Schwächen, obwohl erstmals Einzel-Weltmeister Jan-Ove Waldner eingesetzt wurde.

BR Deutschland - England 5:2: Georg-Zsolt Böhm - Desmond Douglas 21:18, 23:21, Jörg Roßkopf - Alan Cooke 10:21, 14:21, Steffen Fetzner - Carl Prean 21:14, 21:19, Roßkopf Douglas 21:13, 21:11, Böhm - Prean 19:21, 21:14, 21:19, Fetzner - Cooke 21:16, 11:21, 19:21, Roßkopf - Prean 19:21 , 21:16, 21:15

BR Deutschland - CSFR 1:3: Olga Nemes - Alena Safarova 21:19, 17:21, 20:22, Nicole Struse - Renata Kasalova 21:16, 22:20, Olga Nemes/Katja Nolten - Marie Hrachova/Renata Kasalova 21:23, 18:21, Nemes - Kasalova 21:17, 14:21, 16:21

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