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Die VorschauWunderbare Verlogenheit

■ The Steve Schuffert Band spielt heute abend im Meisenfrei

Wunderbar. Diese Steve Schuffert Band. Sie erinnert an all diese Schallplatten, die viele von uns Hälfte-des-Lebens-Überlebenden vor zehn Jahren in einer lausig-schwachen Stunde auf einen Haufen warfen und feierlich-schniefend in einsamer Nacht verbrannten, weil wir das hämische Grinsen auf dem Gesicht plattensammlungüberprüfender BesucherInnen nicht mehr ertragen wollten. Foreigner, Asia, die Eagles, Toto und Bostons „More than a feeling“. All diese Übergefühlsgruppen, die uns vor 20 (und mehr) Jahren gute Laune verschafft haben. Von widerwärtigen Hütern des guten Geschmacks wurden sie bald als glatt, pathetisch und vor allem immer wieder als „überproduziert“beschimpft. Die Steve Schuffert Band gönnt uns also ein einziges großes Déjà-vu-Erlebnis.

Neben den sogenannten „Supergruppen“Ende der 70er/ Anfang der 80er tritt auch mal Herr John Mayall bluesig in Erscheinung, ein teuflischer Wiedergänger des Herrn Jimi Hendrix steuert ein solistisches Gitarrendelirium bei, und beim Song „The Healer“hört sich Steve Schuffert himself genauso an wie weiland Don Johnson bei seinem Herzschlag-Hit.

Warum eigentlich bilden die zwei Akzente auf dem Wörtchen Déjà-vu ein Dach? Muß irgendwas mit Geborgenheit und zuhause zu tun haben. Und doch erinnert man sich bei der Steve Schuffert Band an die diversen jugendlichen Strandpartys, die man selbstverständlich nur herbeigewünscht und nicht erlebt hat, und an die Route 66, die wir natürlich niemals außerhalb des Kinos befahren haben.

Die Steve Schuffert Band ist das Richtige für all diejenigen, die nachts um Halbzwei schwach werden, wenn eine rauchige Tussenstimme aus dem TV suselt: „Rock classics, 4 CDs für nur 69 Mark. Nur per Telefon, rufen Sie jetzt an 0190/...“Alles ist hier Plagiat, und, wenn die CD „Plug in and Play“nicht täuscht, exzellentes Plagiat, wunderbarer Chorgesang, gelegentlich herzergreifendes Frauengesinge im Hintergrund, farbige Intros, kluge Verschränkung der Riffs zweier Gitarren, opernhaftes Keyboardgewaber, schöne Kontraste zwischen Strophe und Refrain, große Unterschiede zwischen den Songs, Schufferts Stimme, chamäleonhaft zwischen Folk, Blues und Rock schwankend. Und das Beste: Sollten die Bilder im Booklet nicht lügen, dann sieht die Crew der Band ziemlich jung und frisch aus. Einer trägt eine coole Ray Ban-Sonnenbrille um den Hals, zwei andere ein Christuskreuz. Ach, wunderbare Verlogenheit. bk

Meisenfrei, 20 Uhr

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