piwik no script img

Wüstendemo gegen Atomtests in Nevada

■ Bei der bislang größten Friedensdemonstration am US–Atomtestgelände in der Nähe von Las Vegas wurden 437 Atomtestgegner verhaftet, darunter auch die Schauspieler Kris Kristofferson und Martin Sheen / Widerstand gegen Reagans Atomtestprogramm wächst

Berlin (wps) - „Keine Atomtests mehr“ forderten die rund 2.000 Demonstranten in Sprechchören, als sie am Donnerstag auf den Eingang des Atomtestgeländes der USA in dem Bundesstaat Nevada zu marschierten. „Just say no“, skandierten sie in der abgelegenen Wüstengegend etwa 100 Kilometer nordwestlich von Las Vegas. Die bislang größte Demonstration der US–Friedensbewegung in der Nähe des Atomtest–Versuchsgeländes endete mit 437 Verhaftungen. Zu den ersten, die versuchten, auf das abgesperrte Gelände vorzudringen und daraufhin verhaftet wurden, gehörten neben den Filmstars Kris Kristofferson, Martin Sheen und Robert Blake der Astronom Carl Sagan und der Aktivist Daniel Ellsberg. Davor hatten fünf demokratische Abgeordnete auf einer Kundgebung versprochen, sich auch im Kongreß für eine Beendigung der Atomversuche einzusetzen. Der insgesamt friedlich verlaufene Protest sollte ursprünglich zeitgleich mit dem ersten US– Atomtest im neuen Jahr stattfinden. Das Energieministerium hatte den Test–Termin jedoch kurzfristig auf Dienstag vorverlegt, um - wie die Friedensaktivisten behaupteten - den Protest zu unterlaufen. Tatsächlich waren viele Atomtestgegner über das Manöver der US–Behörden jedoch so verärgert, daß sie sich noch in letzter Minute dazu entschlossen, sich dem Protestzug anzuschließen. Einige kamen sogar aus den Tausende von Kilometern entfernten Bundesstaaten Oregon an der Westküste und New York an der Ostküste angereist. Obwohl der von vielen Fernsehkameras übertragene Protest zu spät kam, zeigt der ungewöhnlich große Protest, daß der Widerstand gegen Reagns Atomtest– und SDI–Programm wächst. Die oppositonellen Demokraten im US– Kongreß hatten bereits am Mittwoch in einer einstimmig verabschiedeten Resolution schärfere Gesetze gefordert, die Reagan den Geldhahn für seine Atomtests zudrehen sollen. Damit reagierten sie auf den Kompromißvorschlag des Präsidenten, der bereits im Oktober - am Vorabend des Reykjaviker Gipfels - angeboten hatte, die 1974 und 1976 mit der Sowjetunion abgeschlossenen Verträge zur Begrenzung der Sprengkraft bei militärischen und zivilen Atomversuchen endlich dem Kongreß zur Ratifizierung vorzulegen. Mit ihrer Resolution signalisierten die Demokraten dem Präsidenten, daß sie, angesichts der Ankündigung der UdSSR, ihr 18 Monate altes einseitiges Moratorium zu beenden, bereit sind, Reagan in den letzten zwei Jahren seiner Amtszeit bei seiner Rüstungspolitik stärker auf die Finger zu schauen. mf

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen