: Wrocklage hat recht
■ Innensenator kritisiert „Mopo“, und die Gewerkschaft kritisiert Innensenator
Wo der Senator recht hat, hat er recht. Diesen bei Hartmuth Wrocklage (SPD) nicht allzuhäufigen Sachverhalt gilt es hervorzuheben, in der Hoffnung, den Präses der Innenbehörde zum Wiederholungstäter zu machen: „Die sog. Zeitungsaffäre erweist sich als bewußt politisierte Fehlinformation“, erklärte er gestern und bemühte sich so, „verschiedenen falschen Behauptungen in der Tagespresse“ entgegenzutreten.
Er habe keineswegs eine Strafanzeige gegen Polizisten „wegen der kostenlosen Entgegennahme von Zeitungen erstattet oder durch seine Behörde erstatten lassen“; auch habe es in dieser Angelegenheit keinerlei „verdeckte oder offene operative Maßnahmen (wie z.B. Observationen) gegen Polizeibeamte oder Dritte“ gegeben, teilte Wrocklage gestern sichtlich erregt mit. Adressat seiner „Richtigstellung“ ist die kleinere der beiden Hamburger Boulevard-Zeitungen, die seit Tagen versucht, sich mit einer zum Skandal stilisierten Nichtigkeit durchs Sommerloch zu hangeln (taz berichtete).
Anlaß war ein anonymer Brief an die Senatskanzlei, in dem behauptet worden war, daß Frei-Exemplare der Bild-„Zeitung“ für einige Hamburger Polizeiwachen den Verdacht der „unerlaubten Vorteilsannahme“ nahelegten. Die Hamburger Morgenpost hatte sich daraufhin am Freitag nicht entblödet, unter der Schlagzeile „Heute bestechen wir die Polizei“ ihrerseits Reviere mit Gratis-Mopos zu beglücken.
Noch nicht gelöst hat Wrocklage hingegen ein anderes und mit Sicherheit schwerwiegenderes Problem: Vorige Woche hatte er der Hamburger Polizei die Vorgabe gemacht, wegen der „extrem schwierigen“ Lage der stadtstaatlichen Finanzen im laufenden Haushalt 2,2 Millionen Mark einzusparen.
Das erwartete Echo blieb nicht aus: „Das Ende der Fahnenstange ist erreicht“, pöbelte gestern Konrad Freiberg, Vorsitzender des Hamburger Landesverbandes der Gewerkschaft der Polizei (GdP): „Keiner diskutiert in der Politik oder innerhalb der Polizei darüber, wie Kriminalität bekämpft werden kann, alle reden nur noch vom Sparen.“ Sven-Michael Veit
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