■ Mit Panzerschlachten auf du und du: Worte von Goethe
Stockholm (AFP) – Schwedens Regierung will neue Panzer einkaufen. Wahrscheinlich ist die Wahl schon auf den deutschen „Leopard 2“ aus dem Hause Krauss-Maffei gefallen. Nur darf das noch niemand wissen, vor allem nicht die Franzosen, die seit der gescheiterten Fusion von Volvo und Renault etwas nervös sind. Doch neuer Ärger bahnt sich an, schwedische Zeitungen berichten seit Tagen, Frankreichs Superpanzer „Leclerc“ sei noch nie im Polareis gefahren, und ein Gutachten des Verteidigungsministeriums bescheinige ihm auch sonst allerlei Kinderkrankheiten.
Um die Lage zu entspannen, schickte das Ministerium seinen Sprecher Kjell Goethe an die Front, der dort seinem verdächtig deutschen Namen denn auch alle Ehre machte: Die Zeitungen könnten über ein Gutachten der Regierung allein deswegen schon nicht berichten, weil das zitierte Papier „streng vertraulich“ sei.
Nun hatte es Goethe in Frankreich schon immer etwas schwer, dieser ganz besonders. Ein Sprecher der Staatsfirma „GIAT-Industrie“ konterte mit dem Satz: „Wir sind es gewohnt, von hinten zu kommen.“ Mit dieser Taktik sei es gelungen, 432 Leclercs an die Vereinigten Arabischen Emirate zu verkaufen – der Schreck fuhr sogar den französischen Generälen in die Knochen, die das überzüchtete Kriegsgerät aus dem eigenen Land zunächst auch nicht haben wollten. Aber jetzt waren sie aus der Wüste überrollt worden und versprachen brav, in fünf Jahren wenigstens 200 Leclercs in Dienst zu stellen.
Für die Schlacht um Schweden hat sich der GIAT-Sprecher einneues Manöver ausgedacht. Von geradezu hegelschem Scharfsinn inspiriert, schloß er in einem Interview von der öffentlichen Kritik auf die durchschlagende Wirkung seiner Panzerwaffe: Offenbar habe die Konkurrenz Angst bekommen.
Davon allerdings ist nichts zu spüren. Der altgediente „Abrams“ der Amerikaner ist ohnehin kein Thema mehr, Leclerc zu französisch, die Wirtschaftszeitschrift Dagens Industri titelt ungerührt: „Deutschland macht das Rennen.“
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