■ Umweltschutz braucht Zeit: Wort halten!
Großprojekte verursachen in der Magengrube häufig ein unangenehmes Gefühl. Zu oft zeigt sich im nachhinein, daß die finanzielle Kalkulation – wie etwa beim Umbau des Preußischen Landtags – naiv war oder Umweltbelange – etwa bei den ehemaligen DDR- Mülldeponien – nicht genügend berücksichtigt worden sind. Politiker übernehmen im vorhinein nur allzugern die Rolle des Beschwichtigers. Auch bei den geplanten Tunneln unter dem Tiergarten haben eine Menge Leute Bauchweh. Auch ihnen wurde im vorhinein eine Menge versprochen.
Ein Versprechen konnte schon nicht gehalten werden. Weil es eben doch am Geld mangelt, wurde der S-Bahn-Tunnel gestrichen. Darüber ist mancher froh. Doch auch eine weitere Ankündigung wurde revidiert: Die übriggebliebenen Tunnel werden nicht umweltschonend durch die Erde gebohrt, sondern weitgehend gebaggert. Als Bausenator Wolfgang Nagel diese Konzeptänderung im März bekanntgab, versprach er, daß das Grundwasser im Tiergarten dennoch nicht – oder nur unerheblich – abgesenkt werden müsse. Bei derselben Gelegenheit versprach der SPD-Senator seinen zahlreichen Zuhörern, daß im Zweifelsfall der Umweltschutz vorgehe – auch dann, wenn dies Zeit koste. Wenn der Sozialdemokrat damals nicht einfach beschwichtigen wollte, kann er dies jetzt zeigen: Wem die Umwelt wichtiger ist als schnelles Bauen, der darf Verbänden nicht das Klagerecht nehmen. Dirk Wildt
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