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Worin lebt der Mensch?

■ Kino zum Architektursommer: Das Lichtmeß zeigt die Reihe „film & arc“

1.600 Jahre alte Hochhäuser sind im jemenitischen Tal von Hadramat in der Stadt Shibam zu finden. Wie die damaligen Baumeister Natur und Bauen aufeinander abstimmten, zeigt der Film Conte-Moi Shibam des in Paris lebenden irakischen Regisseurs und Schriftstellers Saad Salman. Doch nicht nur in die Geschichte der Architektur führt die Filmreihe film & arc, die noch bis zum 20. Juni im Lichtmeß-Kino Blicke von Filmern auf die Bautätigkeit des Menschen wirft.

Die Auswahl der Filme, die zuvor beim film & arc-Festival in Graz zu sehen waren, spiegelt das medienspezifische Interesse der Festivalmacher, den Umgang des flüchtigen, zeitlichen Mediums Film mit dem - meist - recht haltbaren dreidimensionalen Medium Architektur zu beleuchten.

Dem Streifzug des Kunsthistorikers Francis Loyer folgt Stan Neumann in seinem Film Paris, Roman d'Un Ville (Frankreich, 1991). In ungewöhnlichen Perspektiven und überraschenden Schnitten entfaltet sich die Seine-Metropole mit ihren bekannten Details wie klapprigen Rolläden, Fassadenreliefs oder markanten Häuserecken, die in ihrer Selbstverständlichkeit selten mehr wahrgenommen werden.

Die vergessene Stadt - Butte, Montana (Deutschland 1991/92) von Thomas Schadt widmet sich einer Bergwerkstadt, die die besten Tage hinter sich hat, als der amerikanische Traum von Glück und Reichtum noch in Bergwerken erreichbar schien. Heute bestimmt Arbeitslosigkeit das Bild, Schadt protraitiert die Männer und Frauen von Butte, das mit dem Ende seiner Blütezeit zum Mahnmal seiner selbst wurde.

Ergänzt hat Organisator Mehmet Alatur zwei Extra-Programme, die sich mit der gegenwärtigen Architektur und der Architektur der 30er Jahre befaßt. Das Hamburger Architektur-Büro Gerkhan, Marg und Partner stellte Ralph Quinke in einer Dokumentation für den NDR vor, Gaby Imhof-Weber portraitierte für den Bayrischen Rundfunk die Metropolen Paris und New York. Wie faschistische Regime Architektur als Selbstdarstellungsmittel benutzten oder benutzen wollten, zeigt die Hamburger Produktion Das neue Hamburg von Manfred Oppermann und Christian Bau. Architettura Rimossa von Andres Pfaeffli und Elda Guidinetti erforscht Leben und Werk des italienischen Architekten Guiseppe Terragni, der als überzeugter Faschist seinem Duce Denkmale baute. ano

Lichtmeß-Kino, Info-Tel: 3907603, Info-Fax: 3907128

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