: Wollkämmerei entläßt Mitarbeiten
■ 15 Prozent weniger Produktion
sollen stillgelegt werden
Was haben Weizen und Wolle gemeinsam? Nichts? Weit gefehlt. Vom Preis des Weizens hängt nämlich unter anderem der Wollpreis ab – ein Zusammenhang, den die Bremer Wollkämmerei (BWK) empfindlich zu spüren bekommt. 15 Millionen Mark Verlust mußte sie im Jahr 1995 hinnehmen, das hat der Vorstandvorsitzende Christian Georgi gestern bekanntgegeben. Die Belegschaft wurde im gleichen Jahr von 916 auf 821 Mitarbeiter reduziert. Anfang des Jahres wurden weitere Mitarbeiter entlassen. Inzwischen stehen noch 737 Beschäftigte auf der Lohnliste der BWK. Bis September sollen weitere 13 Mitarbeiter entlassen werden. Bei der letzten Tarifrunde hatten sich die Mitarbeiter im Schichtbetrieb bereiterklärt, zwei Stunden weniger zu arbeiten. Auf diese Weise konnten 40 Arbeitsplätze gerettet werden. Ansonsten einigten sich die Tarifparteien auf eine Lohnerhöhung von zwei Prozent – macht im Jahr rund drei Millionen Mark Personalkosten. „Schweren Herzens“ hätten sich Belegschaft und Unternehmensleitung auf diesen „Kompromiß“ geeinigt, so Georgi. Auch für die Belegschaft waren die Verhandlungen eine Belastungsprobe. Einige Mitarbeiter wollten gänzlich auf Lohnerhöhung verzichten, um noch mehr Arbeitsplätze zu retten.
Für die „tiefste Krise der Nachkriegszeit“ macht Georgi vor allem die gesunkene Nachfrage verantwortlich. Deshalb soll die Produktion in Bremen um 15 Prozent reduziert werden. Auch der Wollpreis spiele eine Rolle. Ein großer Teil der Rohwolle käme aus Australien. Dort grasen die Woll-Schafe neben den Weizenfeldern. Viele Bauern leben von Schafzucht und den Weizenfeldern gleichermaßen. Wenn der Preis für Weizen steigt, rentieren sich die Schafe nicht mehr. Die Schafweiden werden zu Weizenfeldern, und die Wolle wird teurer. kes
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