Wochenübersicht: Konzert : Nico Storz hört auf den Sound der Stadt
Welche Bestätigung für die letztwöchige Warnung vor den seichten Gewässern, in denen die Möchtegernrocker von Good Charlotte herumtümpeln, bot sich bei der Lektüre eines gerade erschienenen Interviews. Konnten sie doch nur lange Gesichter bei der Frage machen, wer denn Ché Guevara war. Wo es mit der Geschichtskenntnis weit her ist, da sucht man sich schnell Hilfe in sinnvolleren Gefielden. Die bieten schon morgen die Wahlberliner von Everest, welche neben ihrem politischen Engagement sicher auch schon mal einen Blick in ein Geschichtsbuch geworfen haben. Ihre aktuelle Platte „Demons for Company“ mit hörbarem Hang zum Emo wurde komplett in Eigenregie produziert und nun quer durch die Republik präsentiert. Wer es dagegen lieber eine Prise leichter haben möchte, ist am Donnerstag wunderbar bei Stereo Total aufgehoben. Das Duo wohnt zwar auch in Berlin, Sängerin Françoise Cactus trägt ihre Texte aber wahlweise auf Französisch oder fast akzentfrei auf Englisch und Deutsch vor. Die amüsante Mixtur aus elektronischer Popmusik mit mal lustigen, mal nachdenklichen Inhalten erschafft eine Höchstform minimalistischer Musikgestaltung. Dabei scheren sich die beiden herzlich wenig um Konventionen, sondern basteln mit nahezu kindlichem Charme eine Liebeserklärung an l’amour und la liberté. Was passt besser in diesen Kontext als ein bunter Haufen frankophiler Zirkusclowns, der die Welt mit freudigen Ska-Rhythmen und einer gehörigen Portion Anarchie aufmuntert? Zu zwölft bevölkern Babylon Circus am Mittwoch die Bühne und verwandeln das Kesselhaus in einen Hexenkessel. Durchgeknallter geht es nicht? Geht es doch. Das beweisen uns am Dienstag The Dwarfes, die von HipHop bis Punkrock gnadenlos alles in ein einziges Chaos verwandeln. Und das erfolgreich seit über zwanzig Jahren. NIS