: Wo stehen die Grünen?
Seit nunmehr fast einem Jahr herrscht, in wechselnden Konstellationen, Krieg auf dem Balkan. Doch während der Irak-Krieg kurz zuvor eine Fülle von Aktivitäten gerade auch der Friedensbewegung und der Grünen entfachte und mit Demonstrationen, Mahnwachen, Resolutionen, Aufrufen etc. nicht gegeizt wurde, herrscht in Sachen Balkan- Krieg eisiges schweigen. [...]
Das werden Städte und Dörfer in Trümmer geschossen, über die bisherige Zahl der Toten gibt es nur düstere Spekulationen, Hunderttausdende von Menschen befindensich auf der Flucht. [...] Da findet nicht nur ein Bürgerkrieg innerhalb der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken statt, sondern auch ein Eroberungskrieg des serbischen Staates und der mit ihm verbündeten Armee gegen souveräne und international weitgehend anerkannte Staaten. [...] Da werden im Kosovo, im Sandzak und in der Vojvodina nationale Minderheiten durch den serbischen Staat massiv sozial und politisch benachteiligt und ihrer kulturellen Identität beraubt, die Muttersprache unterdrückt, Schulen geschlossen etc. Und wo stehen die Grünen?
Der bislang entstandene politische Schaden, der dadurch entstanden ist, daß die Grünen zu einem Krieg in Europa offenkundig nichts zu sagen hatten, läßt sich nicht mehr beheben. Dennoch sollte wenigstens jetzt die Bundesversammlung in Berlin ein Zeichen setzen, das Thema „Balkankrieg“ auf die Tagesordnung setzen und mit einer Resolution beschließen, die zum Inhalt haben müßte:
—Respektierung des Selbstbestimmungsrechts der Völker,
—keine Anerkennung von durch militärische Mittel veränderten Grenzen,
—umfassender Wirtschafts- und Energieboykott gegen die Aggressoren in diesem Krieg,
—Feststellung und Ahndung aller Kriegsverbrechen durch eine internationale Kommission.
Alles andere müßte einen an der Glaubwürdigkeit der Grünen zweifeln lassen. Jürgen Bartsch, Rheinberg
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