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Wo die Bremer Sonne immer scheint

■ In der Unteren Rathaushalle ist Bremen in Vier-Farb-Hochglanz zu besichtigen - ohne Regenschirm

Bremen und Bremerhaven sind wunderschöne Städte. Dumm nur, daß sie im Sommer - wenn die Touristen kommen - zumeist im Regen stehen. Doch damit ist jetzt Schluß. Wer Roland und Leuchtturm, Columbus-Center und Überseehafen, Robben und Seeleute in Hochglanz, in Farbe und vor allem im besten Sonnenlicht erleben will, findet sie bis zum 7. August in der Unteren Rathaushalle versammelt. Mit dem Geld und den Prospekten der senatseigenen „Bremen Werbung“ können TouristInnen so ohne Abnutzung von Schuhsohlen und Einsatz eines Regenschirms ihr Ausflugsziel von seiner besten Seite kennenlernen: Auf großen Vier-Farb-Fotos, in Video-Streifen und am Miniatur-Modell aus Holz.

Dabei wird nicht übertrieben. „Wir glauben keineswegs, wir könnten das Venedig des Nordens werden“, übte sich Karl Willms, Oberbürgermeister von Fischtown, gestern bei der Eröffnung in Bescheidenheit. Und auch Bremen wirbt nur mit der schlichten Quadratur eines Parzellengebiets im Maßstab 1:50. Als einzige kleine Übertreibung ist ein Strandkorb zu sehen, für dessen Aufstellung sich weder der Weserdeich noch das Bremer Wetter empfehlen.

Ansonsten Bescheidenheit bis zu den Andenken. In dem dank seines Namens auch für ausländische Gäste leicht zu erkennenden „Souvenir-Shop“ kränkt nicht ein einziger grün -weißer Werder-Wimpel den Lokalpatriotismus Münchener oder Kölner Gäste. Dafür kann den Seehunden aus Porzellan oder Stoff garantiert kein Virus das Lächeln trüben. Weinflaschen und Bierkrüge mit aufgeklebtem Leuchtturm werden den heimgekehrten Bremen-Touristen zu Hause auf angenehme Weise an Bremen erinnern - „ach wie schön war es in der Unteren Rathaushalle“. Und wer dann noch sein dort für billiges Geld erstandenes kleines Plexiglas-Gehäuse schüttelt, sieht die Bremer Stadtmusikanten im Schneegestöber.

Ase

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