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Wirtschaftspolitischer Dilettantismus

■ Medienzentrum am Holstenbahnhof sorgt für Aufregung bei Investoren und Politikern

Die GAL-Altona ist verschnupft: Ohne ihr Wissen wurde der Parkplatz am Holstenbahnhof für ein Medienzentrum verplant, in dem künftig internationale Filme synchronisiert werden sollen. „Erst am Dienstag im Stadtplanungsausschuß haben wir davon erfahren, sollten aber direkt darüber abstimmen“, empört sich Fraktionschef Olaf Wuttke über eine Forderung des sozialdemokratischen Koalitionspartners.

Der will das 40 Millionen-Projekt des Münchner Investors Plaza Synchron – dahinter verbirgt sich der Medienmogul Leo Kirch – zwar auch erst auf der Sitzung kennengelernt haben. Doch im Gegensatz zur GAL hegt die SPD offenbar keine Bedenken: „Die Altonaer Grünen leisten sich wirtschaftspolitischen Leichtsinn und Dilettantismus und verschrecken wieder einmal Investoren“, rügt Fraktionschef Horst Emmel die zögerliche Haltung seiner bezirklichen Regierungspartner in ungewohnt scharfem Ton.

Wuttke kann sich auf dem teils städtischen, teils der Bahn AG gehörenden Gelände am Holstenplatz zwischen Ring  2 und Bahnlinie „auch eine Mischnutzung mit Wohnungen vorstellen“. Ein Medienzentrum sei zwar „besser als Büros“, aber „wir brauchen Bedenkzeit“. Die räumen Investor und Wirtschaftsförderungsanstalt nur ungern ein: Am liebsten erblickten sie bereits Ende 1997 zwei fünf- bzw. siebenstöckige Gebäude mit High-tech-Arbeitsplätzen für 100 Beschäftigte auf der 8.000 Quadratmeter großen Brache ohne Bebauungsplan.

Jede zeitliche Verzögerung sorgt bei ihnen für Panik, zumal vor zwei Wochen ein anderslautendes Gutachten der Stadtentwicklungsbehörde zur Umgestaltung des Holstenbahnhofs bekannt wurde. Darin hieß es, westlich des Holstenplatzes solle ein neungeschossiges Hochhaus entstehen, dem sich zur Bahnseite hin ein 60 Meter langer, fünfgeschossiger Bau mit Ladenpassage und Restaurants anschließe. Von Medienzentrum keine Rede.

Diese Planungen – erstellt von einer Arbeitsgruppe unter Leitung des Hamburger Architekten Gerhard Schaefer, ehemals Bereichsleiter Hochbau und Architektur der Deutschen Bahn AG für den norddeutschen Raum – „sind nicht ernst zu nehmen“, beschwichtigt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Stefan Krappa. Die Planer des Plaza Synchron-Medienzentrum sollten sich keine Sorgen machen, „noch kurz vor Erreichen ihres Ziels überholt zu werden“.

Einen Wohnungsbau-Kompromiß kann sich die SPD wegen der Lärmbelastung durch kreischende Züge in unmittelbarer Nähe zum Grundstück nicht vorstellen. Bei der nächsten Sitzung des Stadtplanungsausschusses im Mai soll verbindlich über das Medienzentrum entschieden werden.

Heike Haarhoff

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