: Wirtschaftsförderung: Bremer Pleiten
■ Grunau stellte Arbeit auf AG-Weser ein / AWS pleite
Absolut „leer“ und „besenrein“ sind die Stahlbauhallen auf dem AG-„Weser“-Gelände, versichert der Leiter des Gewerbeaufsichtsamtes, Alexander Horn. Am 1. Oktober lief die letzte Frist aus, die das Amt dem Unternehmer Grunau gesetzt hatte. Über Jahre hatte die Firmengruppe Grunau Farbarbeiten ausgeführt, ohne die gesetzlichen Emissionsschutz- und Arbeitsschutzvorrichtungen zu beachten. Ultimativ hatte das Gewerbeaufsichtsamt schließlich zum 1.10. eine „stationäre Abluftanlage“ gefordert. Grunau teilte unmittelbar vor Ablauf der Frist mit, die Anlage sei nicht eingebaut, die Arbeiten werde er aber einstellen — 17 Arbeiter seien betroffen.
Mit erheblichen Fördersummen und für einen geringen Preis hatte Grunau 1986 die Hallen kaufen können. Er wolle dort einen „Gewerbebetrieb auf dem Gebiet der Stahlbe- und Verarbeitung“ errichten, steht im Kaufvertrag. Die Grundstückssubventionen waren Grunau geschenkt worden, der Förderbetrag war geknüpft an die Auflage, die Zahl der Arbeitnehmer nicht „um mehr als 30% von 30 bis 50“ zu reduzieren.
Noch im April 1991 hatte das Bremer Wirtschaftsressort in einem bilanzierenden Bericht über seine Erfolge auf dem AG-Weser-Gelände noch geschrieben, das von Grunau „schrittweise aufgebaute Engagement in den ostdeutschen Bundesländern unterstützt die Aktivitäten auf dem AG-Weser-Gelände...“
In dem damaligen Bericht war auch Erfolg hinsichtlich der sog. „Günter-Hallen“, wenige Meter von Grunaus Hallen entfernt, gemeldet worden: Die Stahlhandels-Firma AWS sollte von Verden nach Bremen umziehen. Mit 1,7 Millionen sollte der Grundstückskauf der Stahlfirma subventioniert werden. Inzwischen hat AWS Stahlhandel Konkurs angemeldet. Wie Grunau ist auch AWS-Inhaber Wolters ein großer Sponsor und in der ehemaligen DDR engagiert. Uwe Reinders läuft mit „AWS“ am Trickot herum, Wolters förderte u.a. die Rostocker Handballer. Mit der DDR war Wolters auch vorher groß im Geschäft: Er besorgte Stahl aus Südafrika für den Realsozialismus. Seitdem im deutschen Osten die Apartheids-Handelsbeschränkungen der EG gelten, liegt Wolters' Stahl aber in Antwerpen fest.
Als hätte er die Pleite schon beim Kaufvertrag absehen können, hat Wolters nicht mit seiner Stahlhandel-Firma die Immobilie auf dem AG-Weser-Gelände gekauft, sondern mit seiner Grundstücks-GmbH. Von der weiß der Konkursverwalter nichts. K.W.
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