■ Kommentar: Wir wissen nichts
Gestern noch zu Tode betrübt, heute schon himmelhoch jauchzend — ein extremes Wechselbad wurde den Klöckner-Arbeitern in diesen Tagen zugemutet. War es gezielte Panikmache, die der Betriebsrat in den letzten Tagen betrieb, um die eigene Lobby noch einmal zu mobilisieren? Stand–die Bremer Hütte wirklich auf der Kippe?
Die, die die Entscheidung getroffen haben, sagen nichts oder nur Allgemeinheiten. Sicher ist nur, daß bald mehr Legenden kursieren werden als Personen an der Entscheidungsfindung beteiligt waren. Und je weniger man sicher weiß, desto mehr werden sich als „Retter“ der Hütte feiern lassen.
Und auch was die bremischen Steuerzahler diese Rettung der Hütte kostet, wird kaum jemand erfahren. Nicht einmal alle Mitglieder der Landesregierung, die dem „Interessentenmodell“ zustimmten, kennen das „Tragfähigkeitsgutachten“, in dem die Chancen der Hütte auf dem Stahlmarkt analysiert uind die Risiken des bremischen Engagements beziffert werden. Die Ausschüsse und Volksvertreter, die in den nächsten Tagen die Bürgschaften beschließen, werden das Gutachten nicht einmal von weitem angucken dürfen.
Industriepolitik ist ein eminent undurchsichtiger und undemokratischer Vorgang. Klaus Wolschner
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