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„Wir verteidigen die Freiheit des Kaukasus“

■ Tschetscheniens Präsident bricht die Verhandlungen mit Moskau ab

Grosny/Moskau (AFP/rtr) – In der Kaukasusrepublik Tschetschenien scheint der Weg zu einer politischen Lösung des Konflikts endgültig verbaut. Die tschetschenische Delegation brach die Gespräche mit Vertretern aus Moskau gestern ab und verließ den Verhandlungsort Wladikawkas. Während Mitglieder der russischen Delegation versicherten, es handele sich nur um eine vorübergehende Unterbrechung, erklärte der tschetschenische Generalstaatsanwalt, die russischen Vorschläge zur Lösung des Konflikts seien „inakzeptabel“. Moskau fordere, daß die Regierung in Grosny die Zugehörigkeit Tschetscheniens zu Rußland anerkenne. Dies habe er abgelehnt. Es könne zu neuen Gesprächen kommen, wenn Moskau seine Meinung ändere.

Der tschetschenische Präsident Dschochar Dudajew hatte die Gespräche zuvor im Fernsehen als „Farce“ bezeichnet. Es sei unannehmbar, daß die russische Regierung Verhandlungen führe und zugleich Ortschaften beschieße. Daher müsse nun der Boden unter den Russen „brennen“, die Tschetschenen würden nicht nur ihr Leben, sondern „Recht und Freiheit aller kaukasischen Völker“ verteidigen. Rußlands Außenminister Andrej Kosyrew erinnerte dagegen an das von seiner Regierung gesetzte Ultimatum. Sollten die tschetschenischen Soldaten nicht bis zum heutigen 15. Dezember alle Waffen abgeben, werde Moskau soviel Gewalt anwenden, wie zur „Herstellung von Ordnung“ notwendig sei.

Rings um das etwa 15 Kilometer von der tschetschenischen Hauptstadt Grosny entfernt liegende Dorf Perwomajiskoje wurde gestern heftig gekämpft. Laut Interfax griffen fünf russische Kampfflugzeuge Vororte der Hauptstadt an. Dabei seien mehrere Menschen getötet worden. Bereits am Dienstag abend soll eine Panzerkolonne die Außenbezirke Grosnys erreicht haben. Ingesamt sieht es jedoch so aus, als könne die russische Armee den Zeitplan für die Einkreisung Grosnys nicht einhalten.

Nach einem Bericht der russischen Tageszeitung Sewodnja sind bis zu 10.000 russische Soldaten im Einsatz. Eine genaue Übersicht über die Opfer der Kämpfe lag auch vier Tage nach Beginn der Intervention nicht vor. Laut Angaben aus Moskau sind bis gestern 13 russische Soldaten gefallen. Die Zahl der Opfer dürfte aber sehr viel höher liegen.

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