: „Wir sind eine Zukunfts- Gewerkschaft“
■ HBV macht sich auf Gewerkschaftstag selber Mut: Weniger Geld und Mitglieder
Nach „harten und schmerzhaften Jahren“ will die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) wieder in die Offensive. Mit der Finanzmisere von 1992 habe sich die innere Krise der HBV zugespitzt, meinte die amtierende Vorsitzende, Margret Mönig-Raane, am Sonntag in Bremen vor dem 14. Ordentlichen Gewerkschaftstag ihrer Organisation. „Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt“, räumte sie ein. Sie gab auch zu, die letzten drei Jahre hätten das Selbstverständnis, die Leistungsfähigkeit, das Ansehen und das Selbstbewußtsein der HBV sehr erschüttert. Doch habe die Gewerkschaft in den letzten Monaten wichtige und bedeutende Schritte zur Konsolidierung eingeleitet.
Das Wunschbild von einer Million Mitgliedern – am Jahresende 1994 hatte die HBV etwa 560 000 – habe zu lange das Handeln geprägt. „Das Gefühl, wir gehören endlich zu den Großen, verführte zu einem unangemessen großen Ausgabenverhalten.“ Doch sei sie auch froh, so Mönig-Raane, daß die Konsequenzen gezogen, das Ruder herumgerissen und die HBV wieder auf die richtige Bahn gebracht worden sei. Die Voraussetzungen seien geschaffen, daß die Gewerkschaft in den nächsten Monaten und Jahren wieder in die Offensive kommen und ihre Anziehungskraft auf die Beschäftigten in den privaten Dienstleistungsbereichen erhöhen werde. „Wir werden beweisen, daß wir die Gewerkschaft der Zukunft im privaten Dienstleistungsbereich sind.“
Das für Finanzen zuständige Vorstandsmitglied, Jürgen Schatta, berichtete dem Kongreß, daß die Zahl der bei HBV Beschäftigten von 1 042 am Jahresende 1992 auf 808 am Jahresende 1994 zurückgegangen sei. In diesem Jahr sollen weitere 28 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das 13-Millionen-Mark-Loch in 1992 sei aus dem Vermögen gedeckt worden. Für 1994 sind Einnahmen und Ausgaben von gut 140 Millionen Mark vorgesehen, nachdem es 1993 noch knapp 148 Millionen Mark waren. Im Geschäftsbericht heißt es, HBV habe 1992 bis 1994 in einer bis dahin nicht gekannten Weise in das eigene Vermögen eingreifen müssen. Es werde sich bis Ende 1994 um mehr als 20 Millionen Mark verringert haben, genaue Zahlen lägen noch nicht vor.
dpa
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