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„Wir haben eine neue Schlacht geschlagen“

■ Am 13.Jahrestag des Putsches in Chile dominieren die Anhänger Pinochets auf den Straßen / Gegen den Widerstand des Klerus wurden drei französische Priester des Armenviertels La Victoria ausgewiesen / Akten rückkehrwilliger Exilchilenen sollen nicht mehr bearbeitet werden

Santiago (wps/dpa/taz) - Die Ausrufung des Ausnahmezustandes in Chile hat ihre Wirkung auf die Opposition auch nach 13 Jahren Diktatur offenbar nicht verfehlt. Während am Jahrestag des Putsches auf den Straßen der Hauptstadt gespannte Ruhe herrschte, gab sich der gerade dem Attentat entronnene Pinochet in seiner Rede zum 13. Jahrestag der Diktatur siegesbewußt und selbstsicher: „Wir haben eine neue Schlacht geschlagen, jetzt müssen wir nur noch den Krieg gewinnen.“ Die erfolgreiche Schlacht, das sind die Waffenfunde der letzten Wochen, das mißlungene Attentat, die drei am Donnerstag gegen den Widerstand des Klerus ausgewiesenen französischen Priester aus dem Armenviertel La Victoria oder auch die Umstände, die ein Berufungsgericht in Santiago bewegten, das Verfahren gegen den ehemaligen Luftwaffenchef Gustavo Leigh und 39 andere Offiziere wegen des Verschwindenlassens von zehn Führern der Linken einzustellen. Und die Opfer des Krieges, der noch nicht zu Ende ist? War noch vor Wochen die zivile Gesellschaft dem politischen Demokratisierungsprozess meilenweit voraus, wurde in Zeitungen, Cafes und auf der Straße offen diskutiert, herrscht jetzt wieder die Angst. Oppositionelle Zeitschriften sind verboten, ein Journalist wurde ermordet, andere wurden telefonisch bedroht. Wie die Leitung von Analisis, für die auch der ermordete Journalist arbeitete, mitteilte, erklärte ein anonymer Anrufer am Donnerstagmorgen dem Redaktionschef Acevedo, er würde getötet, wenn er weiter für das Blatt schreibe. Der Journalistenverband hat sich an die Gerichte gewandt, um Schutzmaßnahmen für die Bedrohten zu erreichen. Wer heute eine regimekritische Äußerung von sich gibt, erkundigt sich zuerst nach der Vertrauenswürdigkeit der Anwesenden, die Anklagen werden vorsichtiger, man bleibt lieber zu Hause. Die Straßen am Jahrestag des Putsches gehörten eindeutig den Pinochet– Fans, auf Flugblättern wird nicht mehr der Sturz der Diktatur sondern die harte Hand gegen „Kommunisten, Extremisten, Politiker und ausländische Einmischung“ gefordert. Pinochet verkündete, die Akten der 3.708 rückkehrwilligen Chilenen im Exil würden in Zukunft nicht mehr bearbeitet, weil Exilanten erwiesenermaßen Waffen ins Land geschmuggelt hätten. Niemand protestierte und gerüchteweise wird schon davon gesprochen, daß das Attentat dem 70 jährigen Diktator vielleicht als Rechtfertigung für eine abermalige Verlängerung seiner Amtszeit dienen könnte. Seine Botschaft an die Nation am Donnerstag: „Nach diesem niederträchtigen Anschlag flehe ich zu Gott dem Allmächtigen, er möge mir ein Weiterleben für den Kampf um die Freiheit meines Landes gewähren. So lange er es zuläßt, werde ich meine ganze Kraft in den Dienst unseres Landes stellen.“

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