: „Wir haben auch nicht gut gespielt“
Das war kein Wochenende der Glanzleistungen: Werder hat versagt und der Schiri wohl auch – finden viele
dpa ■ Als die zornige Werder-Delegation und sogar die Sicherheitskräfte schon lange auf dem Heimweg waren, verließ der vermeintliche Sündenbock für das Bremer 0:1 in Rostock endlich seine Kabine. Fast drei Stunden nach seinem umstrittenen Auftritt im Ostseestadion gab sich Schiedsrichter Michael Weiner wortkarg, aber zufrieden. „Wir haben eine Videoanalyse gemacht und festgestellt, dass es eine gute Leistung war“, sagte der Niedersachse lächelnd. DFB-Schiedsrichter-Beobachter Manfred Amerell bescheinigte Weiner, die Anforderungen voll erfüllt zu haben.
Das hatte Bremens Trainer Thomas Schaaf ganz anders gesehen. „Da war einer der Sache nicht gewachsen. Wir kamen in Not, als wir nicht mehr elf Mann auf dem Platz hatten“, zürnte Schaaf. Zumindest hatten Gelb-Rot für Johan Micoud (65.) und Rot für Krisztian Lisztes (82.) seinen Blick auf die eigene Schuld an der vierten Auswärtspleite nacheinander nicht ganz vernebelt. „Aber natürlich haben wir auch nicht gut gespielt“, stellte Schaaf fest.
Zwischen den Platzverweisen hatte Dietmar Hirsch mit einer Freistoß-Flanke das glückliche Siegtor erzielt (72.). Auch am 13. Dezember 2000 hatten beim Abpfiff in Rostock nur neun Bremer auf dem Platz gestanden, nach Rot für Mladen Krstajic und Rade Bogdanovic hieß es damals allerdings 2:5. Dieses Mal deutete dagegen alles auf eine triste Nullnummer hin.
„Ohne die Platzverweise hätten wir mindestens einen Punkt geholt“, sagte Lisztes, der sein Vergehen an Marcus Lantz als taktisches Foul einstufte, das Gelb gerechtfertigt hätte. „Über Rot haben sich alle gewundert.“ Während diese Entscheidung zu hart schien, war der Feldverweis des verwarnten und nochmals ermahnten Micoud vertretbar, auch wenn der Sünder beteuerte: „Der Zweikampf, weswegen ich vom Platz flog, war gar keiner. Ich habe meinen Gegner kaum berührt.“ Dem widersprach Beobachter Amerell. Schaaf warf sich vor, den indisponierten Franzosen nicht ausgewechselt zu haben. Außer Lisztes und Micoud fehlen ihm gegen Hannover 96 auch noch Fabian Ernst und Victor Skripnik nach ihren jeweils fünften Gelben Karten.
Ein hartes Spiel hatte Schaaf trotz sechs Gelber Karten und der Feldverweise nicht gesehen: „Ich hätte mir gewünscht, dass meine Mannschaft aggressiv gewesen wäre, aber das konnte ich leider nicht feststellen. Deswegen fällt es mir so schwer, die Entscheidungen zu akzeptieren.“ Eine Woche nach der Rostocker 1:3-Niederlage in Hannover, gegen die ein Hansa-Protest wegen des umstrittenen Tores zum 1:2 läuft, vermied es Werders sportliche Leitung tunlichst, Weiner Wiedergutmachung zu unterstellen. „Ich denke nicht, dass wir bewusst benachteiligt wurden, faktisch aber schon“, meinte Sportdirektor Klaus Allofs. Fakt ist aber auch: Seit vier Spielen hat Werder auswärts kein Tor mehr erzielt. Allofs kündigte inzwischen an, Werder werde auf die Platzverweise beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) reagieren. „Wir warten aber den Sonderbericht des Unparteiischen und das Strafmaß des Sportgerichts ab.“
Hansa kann nach dem ersten Heimsieg seit dem 30. November beruhigter zu Rekordmeister Bayern München reisen, weil auch die Rivalen im Abstiegskampf die passenden Resultate lieferten. „Wir sollten uns nicht an der Konkurrenz orientieren, sondern selbst so schnell wie möglich 40 Punkte holen“, forderte Thomas Meggle. Zu diesem Ziel fehlen nur noch neun Zähler. Hansa-Trainer Armin Veh wirkte erleichtert: „Jetzt können wir kurz durchschnaufen.“