■ Wimbledon: Umjubelter Agassi
Berlin (taz) – „Ich hatte heute das Gefühl, auch zehn Sätze spielen zu können“, sagte Andre Agassi nach dem Eröffnungsmatch auf dem Centre Court von Wimbledon. Wenn es sich um solche Sätze wie die gegen den Münchner Bernd Karbacher handelt, hat der 23jährige aus Las Vegas wahrscheinlich sogar recht. Zwar ging der Deutsche schnell mit 5:2 in Führung, doch dann begannen ihm vor 13.100 Zuschauern, die ihren Liebling Agassi anfeuerten, sämtliche Nerven zu flattern. Er verlor fünf Spiele in Folge und war nach dem 5:7 im ersten Satz auch im zweiten und dritten mit 4:6 und 0:6 ohne Chance.
Dabei hatte Karbacher der Auseinandersetzung mit dem Dreizehnten der Weltrangliste durchaus zuversichtlich entgegengesehen. Agassi ist nach langer, verletzungsbedingter Pause längst nicht in Bestform, ziemlich rund um die Hüften und etwas schwerfällig. Letzte Woche hatte er in der ersten Runde des Turniers im westfälischen Halle gegen Carl-Uwe Steeb verloren und bestritt in Wimbledon erst sein zweites Match seit dem 9. April. Die britische Presse hatte bereits prophezeit, daß Agassi seit 25 Jahren der erste Titelverteidiger sein werde, der in der ersten Runde ausscheidet. Karbacher war jedoch der ideale Aufbaugegner für den vom Publikum mit Ovationen („Du bist die Nummer eins.“) begrüßten Amerikaner. Am Ende hatte dieser sein Selbstbewußtsein wiedergefunden und sah den nächsten Runden optimistischer entgegen als zuvor. Michael Stich, der dem Match zeitweise zuschaute und anschließend mühelos den Niederländer Jan Siemerink mit 6:2, 7:6, 6:1 bezwang, blieb jedoch skeptisch: „Das war kein richtiger Test für Agassi.“
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