■ Das Portrait: Wilfried Hofmann
Die Halbwertzeit politischer Versprechungen wird immer kürzer. Noch am Mittag hatte der frisch von der FDP zum rechtsliberalen Bund freier Bürger (BfB) übergetretene Magdeburger Landtagsabgeordnete Wilfried Hofmann verkündet, er strebe keine neue Fraktionsgründung an. Sprach's und eilte flugs zur noch fraktionslosen Abgeordneten-Kollegin Bärbel Ballhorn. Der SPD-Dissidentin, einst Chefin der DSU-Fraktion, fehlte der Ex-Liberale noch in ihrer Sammlung, um eine bereits seit Wochen angestrebte Fraktionsbildung endlich unter Dach und Fach zu bringen. Hofmann ist bei Ballhorn jetzt der fünfte im Bunde und machte damit die Gründung der „Fraktion unabhängiger Parlamentarier“ möglich.
Er sei von der FDP in Sachsen-Anhalt tief enttäuscht, begründete Hofmann seinen Übertritt zur rechtskonservativen Partei des Europakritikers Manfred Brunner. Beim FDP-Sonderparteitag in Halle am vergangenen Wochenende sei ihm klargeworden, daß diese FDP unfähig zur Erneuerung ist. Tatsächlich aber überwog wohl seine Enttäuschung über die fehlende eigene Zukunft in der eigenen Partei. Erst kürzlich fiel der 46jährige, aus Niedersachsen importierte Ex-Lehrer bei der Aufstellung der liberalen Bundesliste für die Europawahl mit Pauken und Trompeten durch.
Der erste Brunner-Mann in einem Landtag Foto: taz-Archiv
Und auch in Sachsen-Anhalt selbst sah der West-Import, der erst zu seiner Landtagskandidatur 1990 in die FDP eingetreten war, keine Zukunft für sich. Immer wieder zoffte er sich mit der Basis, wechselte die Kreisverbände wie andere Leute das Hemd. Auf dem FDP-Sonderparteitag am vergangenen Wochenende mußte Hofmann wie alle anderen Gäste auf der Empore Platz nehmen. Für den Landesvorstand wurde er erst gar nicht mehr nominiert. Und auf einer inoffiziellen Kandidatenliste der FDP für die Landesliste taucht der Name Hofmann auch nicht mehr auf.
Der BfB, als dessen Landesbeauftragter für Sachsen- Anhalt sich Hofmann jetzt stolz präsentieren durfte, bietet dem glücklosen Wessi damit zunächst einmal ein Pöstchen und darüber hinaus zumindest den Hauch einer Chance, auch künftig sein Geld mit der Politik verdienen zu dürfen. Wenn er denn in Sachsen-Anhalt die Fünfprozenthürde schafft. löb
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen