piwik no script img

Wildes Treiben von Wismut beenden!

■ Staatsanwaltschaft Gera reagiert auf Greenpeace-Strafanzeige gegen Uranabbaubetrieb Wismut/ Wildes Abkippen von Giftmüll erschwert ökologische Sanierung um Lichtenberg

Gera (adn/taz) — Die Staatsanwaltschaft Gera wollte gestern erste Maßnahmen im Zusammenhang mit der Greenpeace-Strafanzeige gegen die SDAG-Wismut einleiten. Mit der Anzeige gegen den deutsch-sowjetischen Uranabbaubetrieb will die Umweltorganisation das wilde Abkippen von Giftmüll auf der Zentralabraumhalde Lichtenberg bei Ronneburg (Thüringen) stoppen.

In der Vergangenheit wurden auf den Halden besonders Abraum und Amerze mit geringem Urangehalt deponiert. Aber seit geraumer Zeit lagert dort auch undefinierter Sondermüll, vermutlich Säuren, Laugen, hochgiftige chemische Abfälle und anderes. Diese Ablagerungen dauern noch an, heißt es in der Anklageschrift von Greenpeace, und verstoßen gegen die Vorschriften. Außerdem handele es sich bei den Halden nicht um geordnete Deponien, die eine schadlose und hygienisch einwandfreie Ablagerung gewährleisten.

Der Tatverdacht bestehe vor allem deshalb, weil weder die toxischen Abfälle und andere Schadstoffe genau dokumentiert, noch die Anlage so betrieben wird, daß Gefahren ausgeschlossen werden. Die erforderlichen Betriebs- und Havarieanordnungen seien ebensowenig eingehalten worden. Laut Greenpeace würden auf dem Plateau des ehemaligen Urantagebaus Lichtenberg seit Jahren verschiedenste Abfälle aus Industrie und Chemie, unter anderem aggressive Säuren aus Gerberein, abgekippt, die ein Risikopotential unbekannten Ausmaßes darstellten.

Die Umweltschützer befürchten, daß durch diese „wilde Entsorgung“ eine notwendige Sanierung der belasteten Gebiete erschwert oder gar unmöglich gemacht werden könnte. Greenpeace verlangt deshalb ein unabhängiges internationales Wissenschaftlergremium, daß umgehend ein Sanierungskonzept mit Öffentlichkeitsbeteiligung erarbeiten soll. Ohne jedwedes Sanierungskonzept agierten die SDAG-Wismut-Verantwortlichen jahrzehntelang ignorant und völlig eigenmächtig. Als militärisches Objekt, zur Hälfte in sowjetischer Hand, war die SDAG ein „Staat im Staate“ und nicht einmal der zentralen DDR-Plankommission unterstellt.

Das abgebaute Uran wurde für den Atombombenbau in der Sowjetunion gebraucht. Offenbar hegen die Wismut-Verantwortlichen noch immer keine ernsthaften Sanierungsgedanken, weil das ohnehin schwer belastete Gelände jetzt noch zusätzlich zur Sondermüllkippe gemacht wird. baep

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen