: Wilde Meister aus Wietzen
■ Die Kompost-Connection erobert den zweiten Meistertitel der Wilden Liga Bremen
Wenn man sich benebelten Sinnes über eine Landkarte von Südbremen und Umgebung beugt und dann womit auch immer einen nicht ganz geraden Strich zieht zwischen Bruchhausen-Vilsen und Asendorf, streift diese Linie ganz wie von selbst die bemerkenswerte Ortschaft Wietzen.
Den Namen muß man sich in Zukunft merken. Von der Fachwelt bislang unbeobachtet tummeln sich dort allwöchentlich auf einer Wietzer Wiese unerschrockene Fußballer, die sich unter dem Namen Kompost-Connection in diesem Jahr erstmals in der Wilden Liga Bremen angemeldet hatten und am vergangenen Wochenende für Furore sorgten.
Am Samstag nämlich wurde die Kompost-Connection nach einer harten Saison Meister der Wilden Liga Bremen und entthronte damit die Shooting-Stars des letzten Jahres von Vibrator Moskovskaja. Aber wie! Beim Showdown im zweiten Jahr der Liga auf dem highligen Rasen des Kuhhirten hieß es zunächst 1:1 im Endspiel gegen Uni Bremen. Das fällige Penalty-Schießen war dann einer Wilden Liga würdig. Denn nach je drei Penalties für jede Mannschaft hieß es 4:2 für Kompost und die Freude war so groß, daß das Spiel kurzerhand als entschieden abgebrochen wurde. Erst hinterher bemerkten einige, daß Uni Bremen mit den verbleibenden zwei Penalties durchaus noch hätte ausgleichen können. Der nackten Wahrheit aber konnten solche eher formalistischen Einwände keinen Abbruch tun: Der Meister der Wilden Liga Bremen kommt in diesem Jahr von auswärts!
Die meistgestellte Frage des Wochenendes war: Wo waren die Vibratoren? Trotz eines 4:1 Erfolges in der Vorrunde gegen Kompost mußte sich der amtierende Vize-Meister der Alternativen Deutschen Fußball-Meisterschaft und Überraschungszweite der Bolz-WM in Kassel diesmal mit einem zweiten Gruppenplatz in der Vorrunde zufrieden geben. Damit stand fest: Es wird in diesem Jahr nur für Platz drei reichen, und weil auch das nicht reichte, reichte es dann für Platz vier (Dritter wurde der 1. FC Stümper nach Penaty-Schießen).
„Kompost, die kiffen mehr als wir“, hieß die Erklärung im Lager der Vibratoren. Natürlich war es nicht nur das Gras des Kuhhirten, daß den Erfolgskickern aus Wietzen an den Stollen klebte, doch die Erklärung griff wie mancher Torwart an diesem Nachmittag zu kurz. Mit drei Afrikanern vom Asylschiff Embrica Marcel hatten sich die Wietzener in diesem Jahr entscheidend verstärkt. Die Connection war über eine ehemalige Freundin eines Bruders eines ehemaligen Spielers zustande gekommen (oder so ähnlich).
Der fällige Meisterpokal übrigens konnte in diesem Jahr nicht pünktlich überreicht werden. Denn die Trophäe war eigens in der Schmiedewerkstatt des ehemals besetzten Hauses Buntentorsteinweg 372 in Auftrag gegeben worden. Durch die Räumung war die fristgerechte Ausführung der Arbeit nicht zu bewerkstelligen gewesen. Ach, Bremen!
Für einen Pokal hatte es aber doch gereicht, nämlich für den Fairplay-Pokal, den in diesem Jahr die Fußballer von Wadenbeier United erhielten. Zum Saison-Abschluß gabs für jede Mannschaft noch ein Fläschchen Sekt. Nur Roter Stern, die Ligasenioren, wurden nach einem 3:2 um Platz 5 an diesem Samstag mit Klosterfrau Melissengeist ins Bett geschickt.
mad
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