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Wieder Kämpfe in Kabul

Kabul (afp) — In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist es nach einer zweiwöchigen Feuerpause am Freitag wieder zu heftigen Kämpfen zwischen usbekischen Milizionären und den Hesb-i-Islami-Kämpfern des fundamentalistischen Mudschaheddin-Führers Gulbuddin Hekmatyar gekommen.

Das Stadtzentrum sei von Vororten aus etwa 40 Minuten lang mit Artillerie angegriffen worden, gaben Bewohner an. Das Feuer komme aus dem Stadtviertel, in dem das Verteidigungsministerium liege. Auch in dem Wohnviertel Karte Naw Small seien Schüsse gehört worden. Die Hesb-Verbände sind im Süden der Stadt stationiert.

Hesb-i-Islami-Sprecher Kutbuddin Hilal zufolge gingen den Kämpfen Angriffe von usbekischen Milizionären auf Hekmatyars Hesb-Verbände in den Vororten Schehalsatoon und Tapa Marandschan voraus. „Wir befinden uns in einer Verteidigungsposition, aber wenn nötig werden wir zurückschießen“, sagte er. Die nächtlichen Kämpfe hatten nach Angaben des Sprechers zwei bis drei Stunden gedauert. Über mögliche Verluste auf beiden Seiten lagen zunächst keine Informationen vor.

Am Donnerstag hatte der Mudschaheddin-Rat ein Fünf-Punkte- Abkommen angekündigt, das den Weg für einen Abzug aller oppositionellen Kämpfer aus Kabul ebnen sollte. Der Rat hatte unter Vorsitz von Maulwi Dschalaluddin Hakkani ein dauerhaftes Ende der Kämpfe angekündigt und alle abziehenden Kämpfer aufgefordert, ihre schweren Waffen und Panzer der neuen islamischen Regierung in Kabul zu überlassen. „Wir haben mit Hakkani gesprochen, und wir warten“, sagte der Hesb-Sprecher. Der 'ana‘-Erklärung zufolge sind die Milizionäre erbost darüber, daß sie ihre Waffen abliefern sollen. Hekmatyar macht einen Abzug der usbekischen Milizionäre zur Vorbedingung für seine Beteiligung an der seit drei Wochen eingesetzten Übergangsregierung. Die von dem früheren General Abdul Raschid Dostam geführte usbekische Miliz will nach den Worten des Hesb-Sprechers das Abkommen „sabotieren“.

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