schurians runde welten : Wie schwul ist Fußball?
„Ein deutscher Bauer, der am Spielfeldrand Bücher liest“ (‚Foto Mac‘ 1994 über Holger Osieck, seinerzeit bei Fenerbahce und bald Bundescotrainer)
Psst. Wunderwelt Bildzeitung. Rosa Titel, eine blöde Frage über sexuelle Vorlieben Deutschlands und darunter – etwas abgerückt – ein Bild von Jürgen Klinsmann. Der einst sexuell verhöhnte Schwabe lebt nun mit Kindern in den USA und will helfen, den DFB auseinander zu nehmen. Und wie beim besten Spiel seines Lebens, tritt er wiederum in die Fußstapfen von Rudi Völler. Auch gegen Oliver Bierhoff als Manager ist überhaupt nichts einzuwenden. Aber was hat nur Holger Osieck mit all dem zu tun?
Nach einer erfolgreichen Zeit als Beckenbauers Assistenztrainer, samt überstürzten Abgang von Olympique Marseille, heuerte der einstige Gelsenkirchener Durchschnittskicker beim VfL Bochum an – und ging in die Vereinsgeschichte ein als erster Anzugträger und Fremdwortschleuderer auf dem Trainerstuhl an der Castroper Straße. Nicht zuletzt trug er Schuld am ersten Bundesligaabstieg des Ligadauerbrenners; dem noch einige folgen sollten. Und weil er sich also nicht mit Ruhm bekleckerte, Neuverpflichtungen als kommende Nationalspieler bejubelte, um sie dann nicht einmal auf der Bank zu parken, verließ er Deutschland, tingelte durch türkische Clubs, oft ähnlich glücklos, um in Kanada zum Nationaltrainer zu reifen.
Auch das wäre kaum der Rede wert; dass Osieck in Bochum nicht klar kam – geschenkt! Wenn sein unerträgliches Gesülze nicht wäre: Den Abgang aus Bochum kommentierte Osieck nämlich so: „Nachdem ich aus Bochum weg war, hat meine Geschichte einen internationalen Drive bekommen“, denglisht Osieck, es hätte ihm nie an Angeboten gemangelt. Und noch bescheidener: „Ist doch interessanter als mit einem mittelmäßigen Klub in der Bundesliga rumzueiern.“ Hm.
Das schlimmste, Holger Osiecks eingebildete Fußballstatements werden wir jetzt wieder häufiger zu hören bekommen. In jeder Halbzeit, zusammen mit Waldemar Hartmann. Fast wünscht man sich Rainer Bonhoff zurück.
24.7. Dortmund – Genk
Kommen wir zurück zur Eingangsfrage: Nein, in Dortmund ist Fußball auch nicht schwuler als andernorts. Nur keuscher. Der Grund: Der neue Borussia-Trainer Bert van Marwijk nahm Anleihen bei der Führung von Daimler-Benz und macht Schluss mit der Pinkelpause. Spieler dürfen während des Trainings nicht mehr austreten, sollen es ausschwitzen, was auch wieder schade ist. Sehe noch vor mir wie Sebastian Kehl im Schwarzwälder Nationalcamp die Zaungäste höflich bat, sich bitte abzuwenden, um dann an eine Trainerbank zu strullern. CHRISTOPH SCHURIAN