: Wie im Werbespot
■ Nach dem 5:0-Sieg der Bayern gegen Düsseldorf hat selbst Mario Basler recht
Es fing damit an, daß es in der 6. Minute einen Freistoß gab; halbrechte Position, zwanzig Meter vielleicht. Und dann war es so ähnlich wie in diesem Nike-Reklamespot, wo eine Weltauswahl gegen fiese Aliens spielt: Christian Nerlinger schien sich nur schnell den Kragen aufzustellen wie Eric Cantona, dann drosch er den Ball Richtung Düsseldorfer Tor und traf Holger Fach, einen Mann von hagerer Gestalt, so arg in der Magengegend, daß ein Bauchdurchschuß zu befürchten war. Der tapfere Fach („da muß man einfach nur die Luft anhalten“) blieb unverletzt, Nerlinger indes Herr der Lage – und wuchtete den Abpraller ins Tor. Diesmal unfallfrei.
1:0 für Bayern München und eigentlich ein Grund für die Zuschauer, zu einem Spaziergang aufzubrechen, weil der FC Bayern in der Regel einer frühen Führung Spiele folgen läßt, die ebenso abwechslungsreich sind wie Busfahrten durch Nordfriesland. Diesmal aber stand es am Ende 5:0, ein Tor schöner als das andere, gegen eine schier regungslose Fortuna, die sich mitten im Abstiegskampf 90 torschußfreie Minuten gestattete.
„Eine Mannschaft spielt immer nur so gut, wie es die Gegner zulassen“, sprach Bayern-Manager Uli Hoeneß, „und unsere waren heute phantastisch.“ Charmantes Lächeln dazu, Harmonie in der Bayern-Family: Klinsmann schmust mit Matthäus, auch Nerlinger und Hoeneß haben sich wieder lieb. „Schön, daß Christian wieder zu den Torjägern gehört“, sagte Hoeneß. Noch schöner war wohl, daß man sich am Freitag einigte, Paragraph elf anzuwenden, wodurch der Kontrakt um ein Jahr verlängert wird. Zu gleichen Konditionen. Vor drei Wochen hatte Hoeneß den braven Nerlinger noch abfällig einen „Wasserträger“ geheißen und geldgierig zudem.
Nerlinger lehnte einen Dreijahresvertrag ab, weil er die kommende Saison abwarten möchte. „Ich will flexibel bleiben“, sagt Nerlinger, „und die Champions League ist eine große Verlockung“. Da dürfte wenig schiefgehen, zumal sich die Bayern in der Spiellaune von Samstag die Meisterschaft kaum mehr nehmen lassen werden. „Weder Leverkusen noch die Sechziger im Derby nächste Woche können uns aufhalten“, sagte Mario Basler, „nur noch wir selbst.“ Manchmal hat selbst Basler recht. Markus Götting
Fortuna Düsseldorf: Koch - Fach - Katemann, Seeliger (61. Pasic) - Istenic, Trienekens, Dobrowolski, Tolkmitt (46. Judt), Drazic - Juran, Younga (46. Niestroy)
Zuschauer: 60.000, Tore: 1:0 Nerlinger (6.), 2:0 Basler (32.), 3:0 Rizzitelli (38.), 4:0 Zickler (45.), 5:0 Matthäus (51.)
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