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Archiv-Artikel

Wie die EU Flüchtlinge aus Afrika produziert

Bremer EU-Abgeordnete besuchte Flüchtlingslager auf Gran Canaria. Ihr Fazit: Die EU subventioniert die Armut in Afrika

Von kawe

Helga Trüpel, Bremer Europaabgeordnete der Grünen, war vergangene Woche auf Gran Canaria. Nicht im Urlaub. Sondern um sich mit ihrer Fraktion ein Bild von der Lage der afrikanischen Flüchtlinge zu machen.

„Die Menschen in dem Lager waren sehr freundlich und dankbar, dass mal jemand kam, der mit ihnen redet“, berichtet sie. 40 Tage sind die Flüchtlinge auf auf einem Militärgelände untergebracht, nur 20 Bus-Minuten von Las Palmas entfernt, aber Touristen werden fern gehalten. „Die Zustände in dieser Zeltstadt sind in einem unsäglichen Zustand, aber für sie ist es vielleicht da schon besser als die Zustände zu Hause“, so Trüpel. Die Flüchtlinge dürfen die Kaserne nicht verlassen, keine Briefe schreiben, Handys werden ihnen weggenommen – Kontakt mit der Heimat verboten. Nur das Rote Kreuz kommt jeden Tag mit ÄrztInnen vorbei – eine so intensive ärztliche Versorgung „kennen sie aus ihrer Heimat nicht“. Die große Hoffnung der Flüchtlinge ist es, nach Spanien ausgeflogen zu werden.

Für Trüpel trägt die europäische Politik eine doppelte Verantwortung für das Flüchtlingselend. Denn die europäische Wirtschaftspolitik fördere die Verarmung in Westafrika: „Da werden tiefgefrorene Billig-Hähnchen mit EU-Mitteln subventioniert nach Westafrika exportiert und machen da die Märkte kaputt.“ Die Fischfangflotte der EU fischt vor der Küste der westafrikanischen Länder die Bestände weg und macht die örtlichen Fischbestände kaputt – zwei große Probleme, die VertreterInnen der westafrikanischen Länder dem Grünen-Besuch ins Gästebuch schrieben. „Die Verarmung der afrikanischen Bauern hat in den letzten 20 Jahren dramatisch zugenommen, sagen uns die Experten aus diesen Ländern“, berichtet Trüpel.

Europa mache die Ökonomie vor Ort kaputt und zeige gleichzeitig über die Medien das reiche Leben im Westen. „Die, die abhauen, gelten als die jungen, mutigen Männer, die sich aufmachen, ein besseres Leben zu finden.“ Sie sind mit den Bildern aus Dallas und Schwarzwaldklinik groß geworden, „haben eine feste Vorstellung vom Leben im Westen – alles scheint ihnen besser als das Leben in Afrika“, so der Eindruck der EU-Abgeordneten.

Was tun? Trüpel sagt: „Wir haben verlangt, dass im EU-Haushalt mehr Geld für die Unterbringung bereit gestellt wird, als Soforthilfe.“ Die politischere Forderung: „Wir müssen mit dieser Landwirtschafts- und Fischereipolitik aufhören.“ Und schließlich müsse Europa eine legale Einwanderungspolitik mit Quoten entwickeln – erst dann, so Trüpel, sei es legitim, illegale EinwandererInnen zurückzuweisen. Dann erst könne man von den afrikanischen Staaten verlangen, dass sie illegale Flüchtlinge zurücknehmen. kawe