piwik no script img

Wie Erwin Stuntz den Sexfilm drehte

■ Ab morgen als Vorfilm in der Schauburg: Der neueste Streich von Zoltan Spindarelli mitsamt Liveschauspieler

Gestern weilte Spindarelli in der Schauburg, um sein kleines Kinotheaterstückchen einzurichten. Die taz sprach bei der Gelegenheit mit ihm über das Kurze am Film.

Ihr Durchbruch kam mit dem Kurzfilm „Der Hahn ist tot“, wo Sie das Publikum glücklich machen, indem Sie von der Leinwand herab einen Kanon mit ihm einstudieren. Haben Sie schon Epigonen gefunden?

Eigentlich nur hie und da in der Werbung. Sonst kaum, obwohl der Film ja doch auf der ganzen Welt gelaufen ist, allein in Frankreich mit 120 Kopien. Dort bin ich jetzt echt berühmt, aber nachmachen tut mich keiner. Es ginge ja wohl auch schlecht. Singen ist schon das Beste, was man mit den Leuten im Kino machen kann. Sonst ist da wenig. Daß daraus so ein regelrechtes Mitmach-Kino entstehen könnte, das glaube ich nicht.

Tüfteln Sie nicht insgeheim doch noch an dieser Idee herum?

Ja, schon. Ich hab mir mal überlegt, ob ich nicht einen Piratenfilm machen sollte, wo mitten im Schlachtgetümmel die Tonspur ausfällt, und dann erscheint ein aufgeregter Moderator, der das Publikum in zwei Gruppen teilt und es auffordert, für je eine Partei das Gebrüll und Geröchel zu übernehmen. Aber da sieht man schon: Das interaktive Kino hat seine Grenzen. Auch was die Dauer der Filmchen betrifft.

Werden Sie denn je in der Lage sein, lange Filme zu machen?

Ich denke nach in dieser Richtung. Aber ich bin schon eher einer fürs Kurze. Ich liebe es, wenn meine Filme elaboriert sind, philosophisch und amüsant. Je länger ich sie mache, desto näher komme ich ich wieder den alten Konventionen.

Wo wollen Sie überhaupt hin?

Ich will besondere Events erfinden, die das Kino als Stätte ein bißchen beleben. Sie ahnen vielleicht: Ich komme vom Theater her.

Als es mit dem „Hahn“ zu Ende ging, knabberten Ihre Fans ein wenig an dem Problem herum, womit der Spindarelli sich jetzt wohl noch überbieten könnte. Hat Sie das auch gequält?

Schon. Erst wollte ich nach dem selben Muster eine ganze Serie von Vorfilmen machen, alle halben Jahre einen neuen, das heißt, es wäre immer die selbe Gestalt auf der Leinwand gekommen und hätte gesagt: „So, liebes Publikum, und heute machen wir mal...“ und so fort.

Das hätte eine unsterbliche Gestalt werden können.

Bloß ist die zweite Folge schon so abgefallen, da hatte ich eine witzige Schweigeminute versucht, und die Leute sagten nur: Ach, wieder das selbe, bloß nicht so gut.

Aber jetzt mit dem „Erwin“ haben Sie's doch geschafft.

Dabei ist der „Erwin“ bloß ein Abfallprodukt meiner Kleistforschung. Im Grunde sitze ich ja an einem Kleistfilm, ich kriege bloß das Geld nicht zusammen. Wenn ich's hab, möchte ich seine „Anekdote aus dem letzten Preußischen Kriege“ verfilmen, und zwar so: Vor der Leinwand rezitiert ein Schauspieler den Text, und hinter ihm sieht man alles genau so, wie er's sagt...

...in wortwörtlichen Bildern.

Genau. Da gibt es immer wieder ganz köstliche Verschiebungen zwischen Bild und Text, bis dann doch wieder die Synchronität einrastet. Ja, das müßte schon eine sehr witzige Sache werden.

Fragen: schak

Der Sexfilm, zu dem es nicht kommt. Oben links: Zoltan Spindarelli ( Fotos: Christoph Holzapfel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen