: Wie Demokratie funktioniert
betr.: „Reise ins Unverbindliche“, taz vom 12. 2. 08
Bei einem Hauptstadtbesuch hatten wir (42, 20, 12 Jahre) in der letzten Woche ebenfalls Gelegenheit, die bpb-Ausstellung über „die 68er“ zu besuchen. Nun habe ich mich sehr gefreut, nach unserer Ankunft in Nürnberg auch gleich wieder darüber in der taz zu lesen. Die Kritik allerdings kann ich nicht so ganz teilen, denn ich fand die Ausstellung, gerade weil sie so neutral gehalten wurde, besonders gelungen. Auf die sonst übliche Heroisierung der 68er-Bewegung wurde meiner Meinung nach bewusst verzichtet und gerade deshalb sollte vermutlich gerade für den spießigen Normalbürger und eventuellen CSU-Wähler deutlich werden, wie wichtig diese Bewegung für die Befreiung unserer Gesellschaft war.
In diesem Zusammenhang möchte ich mich noch ganz herzlich bei demjenigen Mitbürger bedanken, der, gerade als ich damit beschäftigt war, unserer zwölfjährigen Tochter die Funktionsweise der „peinlichen Pro- und Contra-Maschine“ und damit auch ein bisschen die Funktionsweise von Demokratie zu erklären, auf gekonnte Weise deutlich gemacht hat, wie Meinungsbildung funktioniert. Gerade als ich ihr sagte, wenn sie sich keine Meinung darüber bilden könne, ob die 68er gut oder schlecht für unsere Gesellschaft waren, drückte dieser Herr in grauem Mäntelchen mit Umhängetasche (er erinnerte mich ganz stark an die grauen Herren aus Momo) halb verstohlen, halb provokativ mit Blick auf uns zweimal auf den Button „Contra“! – so funktioniert wohl unsere Demokratie, sodass dann leicht das Ergebnis der Forsa-Studie über die Einschätzung der Jugendlichen in unserem Land zustande kommt. Wir jedenfalls haben recht gelacht über den Herrn und bilden uns aber doch gern unsere eigene Meinung. KATHARINA HOMBACH, Nürnberg