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■ Wie Computer chinesisch lernen sollen / Projekt an der Uni

Wenn deutsche Sinologen (Chinawissenschaftler) forschen, dann tun sie dies meistens auf Deutsch. Aber wenn sie zitieren und Quellen angeben wollten, mußten sie bisher die fremden Schriftzeichen in ihre Arbeiten pinseln. Deshalb wird seit einiger Zeit - unter anderem auch im PC-Labor an der Universität Bremen - nach Möglichkeiten gesucht, deutsche und chinesische Textverarbeitungssysteme zu verbinden. Um die Ergebnisse der bisherigen Bemühungen auszutauschen und interessiertem Fachpublikum vorzustellen, veranstaltet die Universität unter Leitung des Bremer Sinologen und EDV-Fachmanns Urs Widmer von heute bis einschließlich Freitag einen Workshop „Chinesisch und Computer“.

Die chinesische Sprache verfügt über 60.000 Zeichen, in der

Umgangssprache kommt sie allerdings mit rund 2.500 Zeichen aus. Silben gibt es nur rund 400 - allerdings mit ganz unterschiedlichem Bedeutungsgehalt. Urs Widmer stellte gestern der Presse ein Programm vor, das sich diese Tatsache zunutze macht: Man gibt zunächst die Laute des chinesischen Wortes in lateinischer Lautschrift ein. Der Computer übersetzt sie in chinesische Lautsprache und Zeichen. Der sprachkundige Sinologe erkennt dann das gesuchte Zeichen und setzt es an der Textstelle ein.

Ein weiterer Schwerpunkt neben der Textverarbeitung ist das Bibliothekswesen. Zwei Sinologie-Studenten aus Tübingen sind seit zweieinhalb Jahren damit beschäftigt, ihre Fachbibliothek zu systematisieren, damit jeder Titel jederzeit im Computer abrufbar ist. „Eine wahnsinnige Arbeit“,

so Wolfgang Kleinbach, „aber die Hälfte ist geschafft.“ Auf dem Workshop soll es unter anderem auch darum gehen, gemeinsame Standards bei der Datenverwaltung in Bibliotheken zu finden. Chinesische Datenbanksysteme zu erstellen, das ist nicht nur zeit- und personalintensiv, sondern auch kostenintensiv, denn sie benötigen viel Speicherplatz.

Und was hat eine 3000 Jahre vor Christi Geburt angefertigte chinesische Keramik mit moderner Computertechnik zu tun? Professor Huang Qingxu aus Peking ist damit beschäftigt, eine mit Bildern verbundene Textdatenbank über 500.000 Teile des chinesischen Nationalmuseums in Peking zu erstellen.

So weit weg wie der berühmte Reissack? Von wegen, immerhin jeder fünfte Mensch auf der Erde spricht chinesisch. bea

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