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Archiv-Artikel

„Wider die Stereotypen“

Vortrag über die Rothschild’sche Wohltätigkeit

Von PS
Klaus Weber

■ 50, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für die Geschichte der deutschen Juden (IDGJ). Zuvor am Rothschild Archiv, London. Foto: IDGJ

taz: Herr Weber, was fesselt Sie an den Rothschilds?

Klaus Weber: Die Rothschilds sind ja eine der großen Bankiersfamilien des 19. Jahrhunderts, die aus Frankfurt kam und sich dann auch in Paris, Wien und London niederließ. Das Besondere ist, dass kaum eine andere jüdische Familie über so viele Generationen an den wichtigen Finanzplätzen Europas präsent blieb – und jüdisch blieb.

Sie waren bedeutende Stifter.

Ja, sie haben einen großen Teil ihres Vermögens in soziale Projekte gesteckt. Das war nicht ungewöhnlich, sondern wurde von den Wohlhabenden erwartet.

Hing die Wohltätigkeit der Familie mit ihrem Jüdischsein zusammen?

Man hört immer wieder, das Gebot der Wohltätigkeit habe unter den Juden ein besonderes soziales Ethos begründet. In der Tat gibt es im Judentum ein ausgeprägtes Verständnis von Verteilungsgerechtigkeit, und Juden sind im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts als Wohltäter überrepräsentiert. Ich würde das aber damit erklären, dass Juden in der bürgerlichen Oberschicht überrepräsentiert waren.

Wem kamen die Wohltaten der Rothschilds denn zugute?

Sie haben explizit viele Einrichtungen geschaffen, die für Juden und Nicht-Juden bestimmt waren – Wohnungsbaugesellschaften und Krankenhäuser etwa. Damit wollten sie auch antisemitischen Stereotypen entgegenwirken. INTERVIEW: PS

Vortrag „Jüdische Wohltätigkeit? Die Rothschilds“: 18.30 Uhr, Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Beim Schlump 83