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What's hot, what's notHigh Hopes or Hope Floats

■ Warum die Gentechnik mich so schrecklich enttäuscht hat: „Gattaca“ revisited etc. pp. – Geschmack in und um Hollywood herum

Die Entwicklung schreitet unaufhaltsam vorwärts, auch wenn sie im Verlaufe dieses Vorschreitens hin und wieder in Hundescheiße tritt. Das eben war natürlich metaphorisch gesprochen und, Leser, „äußerst kritisch“ gemeint! Wir sind stolz auf diesen intellektuell höherstrebenden Auswurf! Räumen Sie Ihre angeödeten Bedient-Gesichter wieder weg. Um das Vorwärtsschreiten in seiner ganzen Schönheit auszukosten, eilten wir freudig zu „Gattaca“, einem Film des Regisseurs Andrew Niccol.

„Gattaca“ hat uns dekorbezüglich außerordentlich gefallen! Apropos Dekor: Kramen Sie Ihre superteuren, nie benutzten Kunstbildbände vor, versnobter Leser, Abteilung Neue Sachlichkeit. Oskar Nerlinger! „An die Arbeit“ (1930)! Kleine, uniforme Gestalten, die auf einer kühnen, von Schornsteinen und Fabrikgebäuden gesäumten Schräge (Brücke? – die Brücke vom Ich zum Wir!) ihrem Tagewerk entgegeneilen! Und das von Nerlinger in den Retro-Modefarben dieser Saison gehalten, blaßblau-braun.

So ähnlich stellen Sie, Leser, sich also gefälligst „Gattaca“ vor, nur unter Beigabe von etwas spätem Art déco und Courrège-Op- art. „Gattaca“, die Elitestadt der Zukunft, ist perfekt, weil abstrakt und daher wesentlich. Eine Welt, in der unsereins doch unbedingt zu leben strebt, allein wegen der vorbildlichen Ordnung: keine Bügelwäsche, keine (puh, innere Werte!) schimmeligen Pfandflaschen, kein Landliebe-Joghurt! So fern und, was die Ergebnisorientierung am Subjekt anlangt, doch so enttäuschend nah.

Nehmen wir nur Uma Thurman. Sie gibt in diesem von uns so schwärmerisch erlebten Streifen eine valid, also gentechnisch optimierte Person, doch wie stellt sich das unserer gentechnisch unoptimierten Sehkraft dar? Immer der gleiche blasierte Gesichtsausdruck, immer „Glotzen durch Glußen“, praktisch Basedow. Da drehen sich einem doch die Wegwerflinsen auf der Hornhaut um. Blasiertheit – daß wir nicht höhnisch lachen! – ist doch keine Vornehmheit, keine Distinguiertheit!

Da entwickelt sich die Menschheit nun schon qualvoll vom Niederen zum Höheren, da entwickelt sie hochwertige (unbedingt in der Schutzhülle aufbewahren!) Technologien zur Optimierung und Vervielfältigung des Menschen und dann das: Hans und Grete, gewissermaßen das Ultra-Paar, grübeln mit dem Hausgenetiker ihres Vertrauens über das Produkt ihrer Fortpflanzungswünsche, treffen diffizile Entscheidungen über kleine und kreuzförmige Vorformen von Mädchen oder Jungen, die mich als oppositionell konfirmierte Evangelische entschieden an Reformationsbrote erinnern, und was kommt in „Gattaca“ am Ende als Krone der Schöpfung heraus? Ein kleiner Polizist im Helmut-Lang-Spiogenten- Trenchcoat, der nicht einmal anständig schwimmen kann! Puh! Dieser Bulle enttarnt sich dann auch noch als Bruder von Ethan Hawke, eines Jungmannes und Schauspielers, den ich ob seiner Klassenstreberei früher, in der Schule, verhauen hätte. O Welt. Anke Westphal

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